Wissenschaft

Covidisierung der Forschung

Nobelpreisträgerin Emmanuelle Charpentier hat – wie viele andere auch – laufende Projekte unterbrochen und sich auf Covid konzentriert.
Nobelpreisträgerin Emmanuelle Charpentier hat – wie viele andere auch – laufende Projekte unterbrochen und sich auf Covid konzentriert. Archiv
  • Drucken

Die Pandemie hat die Wissenschaft in Schwerpunktsetzung wie Publikationspraxis gewandelt. Das brachte viel, aber nicht nur Gutes.

Vor knapp einem Jahr, am 12. März 2020, rief die Weltgesundheitsorganisation WHO eine Krankheit zur Pandemie aus, von der zu Jahresbeginn noch kein Mensch etwas gehört hatte. Aber bald darauf, am 18. Mai, sah die WHO sich zur Warnung vor noch etwas veranlasst, was um die Erde raste, der „Infodemie“, einem „Tsunami an Informationen, manche akkurat, manche nicht“. Er könne das „Vertrauen in die Wissenschaft“ untergraben und zur „Verschärfung von sozialen Ungleichheiten, Stigmata, Ungleichheit der Geschlechter und Gräben zwischen den Generationen“ beitragen.

Das anschwellende Stimmengewirr hatte gute und weniger gute Gründe, vor allem in sozialen Netzwerken grassierten Gerüchte, Verschwörungstheorien und Rezepte für Wunderkuren – prototypisch im Twitter-Stakkato des US-Präsidenten Trump, der den Krankheitserreger „China-Virus“ nannte und zur Abwehr das Spritzen von Desinfektionsmitteln empfahl –, auch Forscher vieler Fachrichtungen scheuten nicht, was als „epistemologische Grenzüberschreitung“ unter Kritik geriet oder auch als „Lehnstuhl-Epidemiologie“: Ein renommierter Rechtsgelehrter in den USA rechnete vor, dass „maximal 500 Amerikaner“ an dem Virus sterben würden, und der Chef der israelischen Weltraumagentur, ein Militärforscher, ging mit einem statistischen Modell an die Öffentlichkeit, demzufolge das Virus nach 70 Tagen verschwunden sein werde, ob man nun etwas unternehme oder nicht (Scientific American 8. 7.).

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.