Beim ATP Cup sitzt mit Richard Ruckelshausen ein unbekannter Österreicher als Kapitän auf der Bank der Franzosen. Über das Tennismärchen eines 33-jährigen Wieners.
Richard Ruckelshausen sitzt zum Zeitpunkt des Interviews am Freitag in seinem Hotelzimmer in Melbourne. In wenigen Stunden ist die zweiwöchige Quarantäne mitsamt fünfstündigem Ausgang pro Tag zum Trainieren vorbei, dann darf sich der Wiener in der australischen Metropole frei bewegen, wird ein Restaurant besuchen. Die Auswahl in Melbourne ist groß, einen Tisch hat Ruckelshausen noch nicht reserviert. „Ich werde mich fühlen wie ein Kind im Süßigkeitenladen, gar nicht wissen, wo ich zuerst hingehen möchte“, lacht der 33-Jährige.
Ruckelshausen ist als Trainer von Gaël Monfils und Kapitän der französischen Mannschaft beim nächstwöchigen ATP Cup in Melbourne. Dass ein nur absoluten Tennis-Insidern bekannter Österreicher die „Grande Nation“ betreut, die mit Yannick Noah, Henri Leconte oder Guy Forget viele große Namen der Vergangenheit kennt, ist bemerkenswert und verlangt nach einer Erklärung. Ruckelshausen versuchte sich einst selbst als Profi, nach den Anfangsjahren in Wien bereiste er die Welt, er landete und trainierte unter anderem in Südafrika (Pretoria), Deutschland (bei Trainer-Guru Niki Pilić in München) oder Kalifornien. „Ich habe viele Kulturen, viele Menschen kennengelernt“, erzählt Ruckelshausen, der die meiste Zeit zwischen Challenger- und Future-Ebene, also der zweit- und dritthöchsten Kategorie auf der Tennistour, pendelte.