Kampusch-Biografie: Verkaufsstart "zufriedenstellend"

Kampusch-Biografie: Verkaufsstart
Kampusch-Biografie: Verkaufsstart "zufriedenstellend"(c) AP (Ronald Zak)
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In Wiener Buchhandlungen gingen am ersten Verkaufstag im Schnitt 30 bis 60 Exemplare von Natascha Kampuschs Biografie "3096 Tage" über die Ladentische. Damit ist sie immerhin erfolgreicher als die ihrer Mutter.

50.000 Stück von Natascha Kampuschs Autobiografie "3096 Tage" liegen in Österreich, Deutschland und der Schweiz seit Dienstag im Buchhandel und warten auf Käufer. In vielen Wiener Geschäften war das 284-seitige Buch bereits einen Tag vor dem offiziellen Erscheinungsstart mit 8. September erhältlich.

Bis Mittwochnachmittag gingen pro Filiale etwa 30 bis 60 Stück über den Verkaufstisch - für die Händler ein "zufriedenstellender" Verkaufsstart, auch wenn ein Run vorerst ausbleibt. "So Nachfragen wie 'Haben Sie das neue Kampusch-Buch?' gibt es eigentlich nicht", hieß es beispielsweise in der Thalia-Filiale auf der Mariahilfer Straße.

"Werk, zu dem auch klassische Nichtleser greifen"

Ganz anders sah es bei Morawa in der Wollzeile in der Wiener Innenstadt aus: Viele erkundigen sich, es gibt einige Reservierungen, hieß es. "Gestern beim Aufbau wurde schon das erste Buch verkauft", meinte Sprecher Stefan Mödritscher. "In allen Standorten fließt es gut ab. Ich glaube, es ist ein Werk zu dem auch klassische Nichtleser greifen." In der Filiale in der Wollzeile seien bis Mittwochvormittag 60 der 240 gelieferten Exemplare verkauft worden, an kleineren Standorten gingen im Schnitt rund 30 Stück von "3096 Tage" weg.

Trotz einem meist verwaisten Bücherstapel hob man auch in der Thalia-Filiale in Wien-Landstraße den zufriedenstellenden Verkauf hervor. "Novitäten brauchen eine Zeit", meinte Filialeiterin Michaela Bokon. "Aber das Interesse ist enorm." Neben den 1000 Stück mit der Erstbestellung, seien mittlerweile schon 400 nachbestellte Werke eingetroffen. Genaue Verkaufszahlen waren wegen eines EDV-Problems am Mittwoch nicht verfügbar. Am Dienstag wurden bis ca. 16.00 Uhr 30 Exemplare verkauft und 20 reserviert.

"Das Buch ihrer Mutter war nicht so erfolgreich"

Während "3096 Tage" die Kunden im Thalia Wien-Landstraße dank eines Stapels neben der Kasse beim Eingang förmlich entgegen sprang, musste man Natascha Kampuschs Autobiografie in der Thalia-Filiale auf der Wiener Mariahilfer Straße gezielt suchen. Neben vereinzelt bei Kassen liegenden Exemplaren, fand man eine größere Anzahl an Büchern erst in einem Regal im obersten Stock bei den Biografien. "Gefragt hat eigentlich niemand", méinte ein Mitarbeiter. "Die Leute wissen durch die Medienberichterstattung einfach, dass es da ist."

Seit Dienstag früh habe man 30 Stück verkauft, damit sei man durchaus zufrieden. Ob es ein "echter Renner" werde, lasse sich jetzt noch nicht sagen. Frühestens in einer Woche könnte es dafür Anzeichen geben, so der Thalia-Verkäufer. "Das Buch ihrer Mutter ist damals nicht so erfolgreich gewesen." "Verzweifelte Jahre - Mein Leben ohne Natasche" von Brigitta Sirny erschien im August 2007.

Lernen, was man einem Kind mitgeben kann

Bei "3096 Tagen" hofft der Buchhandel aber schon auf einen Bestseller: "Ich glaube, dass es auf jeden Fall bis nach Weihnachten ein Verkaufsschlager sein wird", betonte der Thalia-Mitarbeiter. "Das sagt aber noch lange nichts über die Qualität aus. Ein Weihnachts-Thema ist es nicht, aber viele schenken einen Bestseller."

Die Kunden scheinen eher zufällig im Vorbeigehen nach dem Buch zu greifen, als mit Bestimmtheit danach zu suchen. "Weil es mich interessiert und ich das mit der Entführung damals im TV gesehen habe",  entschied sich eine ältere Frau in der Thalia-Filiale in Wien-Landstraße für den Kauf. Natascha Kampusch habe das Buch vermutlich geschrieben, "um die Last loszuwerden", meint eine andere.

Für eine weitere ältere Kundin war die Autobiografie aus anderen Gründen interessant: "Natürlich auch weil sie Österreicherin ist - mitten aus dem Leben", so die Dame. Sie habe selbst eine Enkelin, jünger als Natascha Kampusch bei ihrer Entführung, und erhoffe sich durch das Lesen Aufschluss darüber "was man einem Kind mitgeben kann, auf dem Lebensweg". Über den Fall Kampusch glaube sie aber nicht alles: "Über die Dokumentation der Geschehnisse kann man diskutierten."

(APA)

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