Fake?

Aerobic-Video während Militärputsch? Was für die Echtheit spricht

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Eine Sportlehrerin nahm ein Aerobic-Video von sich auf, als hinter ihr Militärkonvois auffuhren. Dass es sich um eine Fälschung handelt, schließt die Plattform Mimikama aus.

Offenbar ungetrübt vom Militärputsch in Burma hat eine Sportlehrerin ihr morgendliches Aerobic-Programm absolviert - und dabei ungewollt Straßensperren, Militärfahrzeuge und Soldaten mitgefilmt. Die junge Frau im neongelben Outfit tanzt und springt dabei unbekümmert zu dynamischer Musik. Der Hintergrund: eine große Straße in der Hauptstadt, Naypyidaw, auf der plötzlich ein Militärkonvoi vorbeirollt. Das auf Facebook gepostete Video verbreitet sich im Zusammenhang mit Berichten über den Militärputsch binnen kürzester Zeit auf allen Social-Media-Plattformen. Dabei entbrannte eine große Diskussion über die Echtheit des Videos. „Die Presse“ hat beim Verein Mimikama, der  Falschmeldungen in sozialen Medien aufdeckt, nachgefragt. Was ist passiert: In Burma hatten sich die Streitkräfte am Montag an die Macht geputscht. Auf Twitter spekulierten viele User, es könne sich nur um ein Fake-Video handeln. Sportlehrerin Khing Hnin Wai reagierte prompt und postete zahlreiche weitere Videos, die sie in der Vergangenheit an der gleichen Stelle aufgenommen hatte. Dabei war die mehrspurige Straße im Hintergrund immer leer. "Ich habe nicht getanzt, um berühmt zu werden. Ich komme seit elf Monaten im Rahmen einer 'Fitness Dance Competition' immer dorthin", schrieb sie dazu.

Das sei auch eines der Indizien für die Echtheit, erklärt Andre Wolf von Mimikama im Gespräch mit der „Presse“. „Sie selbst zeigt mit verschiedenen Videos, dass sie regelmäßig dort tanzt. Seit bereits elf Monaten kommt sie im Rahmen einer Fitness Dance Competition an diesen Ort“, führt Wolf an. Hierbei spreche man von einer „hinreichenden Beweisbarkeit“.

Andere Nutzer auf Twitter und Youtube argumentieren, dass der Hintergrund ein Green-Screen sein müsse. Als Indiz dafür sehen sie die gebrochenen Schatten der Tänzerin. Hier entgegnet Wolf: Hier ist das Problem, dass sie auf einem Podest steht. Doch Schatten seien tatsächlich ein hilfreiches Mittel, um dabei zu helfen, bei einem Video die Echtheit zu überprüfen.

Die Sonne als Zeuge

(c) Mimikama
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Je nach Sonnenstand werfen Gegenstände einen kurzen oder langen Schatten. Beim Video passen jene Schatten der Autos, der tanzenden Person und der Pfeiler.  „Es lässt sich eine Linie ziehen“, sagt Wolf, „das ist die Bestätigung, dass es um dieselbe Uhrzeit aufgenommen wurde.

Ein User schrieb dazu: "Das Video wurde in Naypyidaw gefilmt, wo fast niemand lebt und meist nicht mal eine Katze über die Straße läuft. Das Video mag als Fake erscheinen, ist es aber nicht." Ein anderer meinte: "Und so kam es dazu, dass die Revolution am Ende doch gefilmt wurde - auch wenn nur als Hintergrund einer Aerobic-Klasse."

In Naypyidaw sind riesige Straßen ohne jeglichen Verkehr ziemlich normal. Die Planstadt ist erst seit 2005 Hauptstadt von Burma und war von der Militärjunta, die schon bis vor ein paar Jahren jahrzehntelang das Land beherrschte, erbaut worden. Obwohl sie flächenmäßig 17 Mal so groß ist wie Wien, leben hier nur etwa 300.000 Menschen - Beobachter betiteln die Stadt irgendwo zwischen "skurril" und "grotesk".

>>> Mimikama

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