Impfstoff-Beschaffung

Von der Leyen: "Können es als EU besser machen, als einzelne Regierungen"

Ursula von der Leyen sieht die EU auf gutem Weg in der Impfstoff-Beschaffung.
Ursula von der Leyen sieht die EU auf gutem Weg in der Impfstoff-Beschaffung.REUTERS
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EU-Kommissionschefin von der Leyen erwartet, dass AstraZeneca „die gekappten Dosen" nachliefert. Insgesamt kommen im Februar 33 Millionen Dosen der drei zugelassenen Vakzine in die EU. Großbritannien übt erneut Kritik.

Trotz der Lieferprobleme bei Corona-Impfstoffen des Herstellers Astrazeneca weckt EU-Kommissionschefin Ursula vonderLeyen Zuversicht. "Wir erwarten, dass wir die gekappten Dosen wieder erhalten", sagte sie der italienischen Zeitung "La Repubblica" (Dienstag).

Die Kommissionschefin nannte erstmals konkrete Lieferdaten und -mengen von Astrazeneca in den nächsten Wochen: Am 7. Februar will der Konzern 3,2 Millionen Impfstoffdosen liefern, 4,9 Millionen am 17. Februar und Ende des Monats 9,2 Millionen. Im März würden 23 Millionen Einheiten erwartet. Sie kündigte weitere Verhandlungen mit dem britisch-schwedischen Unternehmen an, das die EU zuletzt mit einer Lieferkürzung im ersten Quartal überrascht hatte.

106 Mio. im ersten, 300 Mio. Dosen im zweiten Quartal

Die EU-Kommission nannte am Dienstag in Brüssel auch Gesamtzahlen für Lieferungen der drei zugelassenen Corona-Impfstoffe. Demnach sind bereits 18 Millionen Impfdosen angekommen. Im Februar würden 33 Millionen Dosen erwartet und im März 55 Millionen. Zusammen käme man im ersten Quartal auf 106 Millionen Dosen. Im zweiten Quartal sollen von diesen drei Impfstoffen sogar 300 Millionen Einheiten kommen. Weitere Zulassungen seien denkbar, sagte ein Kommissionssprecher.

VonderLeyen zeigte in dem Interview Verständnis für die Ungeduld der EU-Bürger. "Es ist verständlich, dass die Leute die Vakzine sofort wollen", sagte sie. Man müsse jedoch die Probleme dieser unvorhergesehenen Massenproduktion in Betracht ziehen. Im Sommer habe man nicht gewusst welcher Impfstoff kommen würde. "Im Alltag werden immer Fehler gemacht, aber die Umstände zeigen, dass wir es als EU besser machen können als einzelne Regierungen."

Großbritannien sieht Vertrauensbruch

Der Impfstoffstreit mit Großbritannien hat im Verhältnis zum ehemaligen EU-Mitgliedsstaat aber Spuren hinterlassen. "Vertrauen wurde untergraben, Schaden angerichtet, und dringende Handlungen sind notwendig", sagte der britische Staatsminister Michael Gove am Dienstag im Parlament in London. Die EU-Kommission habe einen schweren Fehler gemacht. Gove kündigte an, er werde sich an diesem Mittwoch mit EU-Vizekommissionspräsident Maroš Šefčovič treffen und auch Gespräche mit der nordirischen Regierungsspitze führen.

Die EU hatte als Reaktion auf Lieferkürzungen des britisch-schwedischen Impfstoffherstellers AstraZeneca angekündigt, künftig stärker zu überwachen, wohin wie viel Impfstoff exportiert wird. Zunächst klang es so, als wolle Brüssel dafür an der irisch-nordirischen Grenze Kontrollen durchführen und damit einen Notfallmechanismus - den Artikel 16 - des sogenannten Nordirland-Protokolls aktivieren. Die EU wollte sich mit diesem Schritt wohl davor schützen, dass über Nordirland als Hintertür doch unreguliert Impfstoffdosen nach Großbritannien gelangen. Später lenkte die Kommission ein.

"Artikel 16 besteht aus guten Gründen", sagte Gove. "Er soll jedoch erst nach Benachrichtigung sowie nach Ausschöpfung aller anderen Möglichkeiten und im Interesse der Bevölkerung Nordirlands geltend gemacht werden." Diese Bedingungen seien nicht erfüllt gewesen. "Noch schlimmer: Weder die britische Regierung als Repräsentantin der Menschen in Nordirland noch die irische Regierung - ein EU-Mitglied - wurden informiert."

(APA/dpa)

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