Impfstoffe

Von der Leyen und Merkel offen für "Sputnik"-Zulassung

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FILES-BELGIUM-EU-HEALTH-VIRUS-VACCINEAPA/AFP/POOL/FRANCISCO SECO
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Wenn Russland alle Daten offenlegt, könnt es eine EU-Zulassung für den laut Studien gut wirksamen Impfstoff geben.

Mexiko hat entschieden: Im von der Coroanpandemie stark betroffenen Land ist der russische Coronavirus-Impfstoff „Sputnik V" ab sofort zugelassen, bisher galt das nur für den Impfstoff von BioNtech.

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich nach Angaben aus Parlamentskreisen offen für eine Zulassung des russischen Corona-Impfstoffs in der Europäischen Union gezeigt. Wenn die russischen ebenso wie die chinesischen Hersteller Transparenz zeigten und "alle Daten" zu ihren Vakzinen offenlegten, könnten sie möglicherweise Zulassungen erhalten, wurde von der Leyen am Dienstag von EU-Parlamentariern zitiert.

Die Kommissionschefin hatte mit den Abgeordneten über die Corona-Lage gesprochen. Sie steht wegen Verzögerungen bei der Lieferung von Impfdosen an die EU-Staaten derzeit stark in der Kritik. Die Europäische Union soll daher auch die Produktion von Corona-Vakzinen mit Investitionen in neue oder bestehende Impfstoffanlagen ankurbeln. Dies schlagen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der portugiesische EU-Ratsvorsitz den 27 EU-Staaten einem Schreiben vor, das den "Salzburger Nachrichten" vorliegt. Demnach soll es "zusätzliche Investitionen in den Aus- oder Umbau bestehender Fabriken" oder in den Bau neuer Fabriken geben. Weiters soll die EU auch Vereinbarungen zwischen den Herstellern entlang der Lieferketten vermitteln. Dabei sollte das neu beschlossene Sieben-Jahresbudget (2021-2027) der EU bestmöglich genutzt werden.

Merkel: Sputnik „herzlich willkommen"

Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zeigte sich offen für eine Zulassung des russischen Impfstoffs Sputnik V. Jedes Vakzin sei in der EU "herzlich willkommen", sofern die EU-Arzneimittelbehörde EMA dies empfehle, sagte sie in der ARD-Sendung "Farbe bekennen".

In Österreich hieß es am Dienstag aus dem Gesundheitsministerium, man werde den Einsatz anderer Impfstoffe im Rahmen der österreichischen Impfstrategie "natürlich genau prüfen", sollte es zu weiteren Zulassungen in der EU kommen.

Grundsätzlich sei der Bedarf an Impfdosen durch den gemeinsamen europäischen Beschaffungsprozess aber gut abgedeckt. Zuvor hatte FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer Sputnik V als "eine Chance für Österreich". Es wäre es an der Zeit, Kontakt zu Russland aufzunehmen, "so wie es Ungarn bereits erfolgreich getan hat", betonte er.

Zu mehr als 90 Prozent wirksam

Eine am Dienstag veröffentliche Studie hatte ergeben, dass Sputnik V zu mehr als 90 Prozent wirksam ist. Laut der von der britischen Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlichten Untersuchung schützte das Vakzin in der dritten und letzten Phase der klinischen Studien 91,6 Prozent der Probanden vor einer symptomatischen Covid-19-Erkrankung. Nach Angaben der Autoren wurde der Impfstoff von den Studienteilnehmern zudem gut vertragen.

Russland hatte bereits im Dezember damit begonnen, Risikogruppen mit Sputnik V zu impfen, und im Jänner seine großangelegte Impfkampagne gestartet. Zugelassen worden war das vom Gamaleja-Forschungszentrum entwickelte und nach einem sowjetischen Satelliten benannte Vakzin in Russland schon im August - noch vor Abschluss der finalen Studien. Dieses Vorgehen war international auf scharfe Kritik und Vorbehalte gestoßen.

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(APA/AFP)

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