Wieder ist von der „verlorenen Generation“ die Rede. Über einen umstrittenen – und falsch übersetzten – Begriff.
Rudolf Anschober war vorsichtig. Er kann immer noch sagen, er habe schließlich nur zitiert. Er habe in den letzten Monaten immer wieder „gehört, da wächst eine verlorene Generation heran“, meinte er bei der jüngsten Pressekonferenz der Regierung und vermied damit eine Tretmine, schließlich tobt um die „verlorene Generation“ längst ein erbitterter Kampf: Von einer verhätschelten Jugend, der man wohl ein paar Monate ohne Party wird zumuten können, sprechen die einen. Von Kindern, die im März dem Schulsystem abhandengekommen sind, von überfüllten Psychiatrien und zunehmenden Essstörungen die anderen. Und wie immer, wenn erbittert um eine Formulierung gekämpft wird, geht es nicht um die Formulierung selbst. Knapp gesagt: Wer von „verlorenen“ Kindern spricht, will Schulen öffnen.
Ursprünglich eine Beschimpfung
Historisch gesehen scheinen die Kritiker im Recht zu sein: Als „Lost Generation“ galten schließlich jene, die im Ersten Weltkrieg groß geworden waren, und wer will die Auswirkungen einer Pandemie, so bitter sie auch sein mögen, mit dem Erleben eines grausamen Krieges vergleichen?