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Anstiftung zum Selbstmord: 48-Jährige Influencerin im Visier italienischer Ermittler

APA/AFP/MIGUEL MEDINA
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Der Tod einer Zehnjährigen, die durch eine Mutprobe auf TikTok ihr Leben verlor, erschütterte Italien. Eine 48-jährige Sizilianerin soll mit mehreren Videos versucht haben, mehr Follower zu generieren.

Im Fall des Todes der zehnjährigen Antonella ermittelt die italienische Polizei wegen Anstiftung zum Selbstmord. Eine 48-jährige Influencerin soll gemeinsam mit einem Mann mit sogenannten Challenges versucht haben, mehr Follower zu generieren. Aus Angst vor weiteren Opfern ist TikTok bis Mitte Februar gesperrt.

TikTok des chinesischen Unternehmens Bytedance war im vergangenen Jahr vor allem wegen des möglichen US-Banns in den Medien. Die Social-Media-Plattform setzt vor allem auf Videos. Während es in vielen Fällen um lustige Beiträge geht, oder um politische Statements, die sich hinter Schminktipps verstecken, wird zunehmends mit drastischen Methoden um neue Follower gekämpft.

Vielen geht es dabei um Reichweite. So offenbar auch bei einer 48-Jährigen. Ihres Zeichens Influencerin, die bereits auf eine Follower-Gemeinde von 700.000 Nutzern blicken konnte. Bei einer Durchsuchung in ihrer Wohnung in der sizilianischen Provinz Syrakus konnten die Ermittler Videos sicherstellen, die noch nicht hochgeladen wurden. Mit ähnlich drastischem Inhalt. Darunter auch ein Video, bei dem sich der Mann und die Frau transparentes Klebeband um Mund und Nase wickelten, sodass sie nicht mehr atmen konnten.

"TikTok war ihre Welt"

Antonella hatte bei einer sogenannten "Blackout Challenge" mitgemacht und sich mit einem Gürtel so lange stranguliert, dass im Krankenhaus nur noch der Hirntod festgestellt werden konnte. "TikTok war ihre Welt. Und YouTube. So hat sie ihre Zeit verbracht", wurde der Vater des Mädchens in der Zeitung Corriere della Sera zitiert.

TikTok selbst gibt an, dass es keine Inhalte identifizieren habe können, die das Mädchen zur Teilnahme hätte bewegen können. Man signalisierte aber, mit den Behörden vollumfänglich zu kooperieren.>>> "Politik, Schule, Eltern: Medienkompetenz geht alle an" [premium]

Thomas-Gabriel Rüdiger im Gespräch mit der "Presse": Das richtige Smartphone-Alter gibt es nicht, aber: „Wann würden Sie Ihr Kind allein in die Schule gehen lassen? Wohl nur dann, wenn Sie sicher sind, dass es die Regeln beherrscht. Das setzt voraus, dass Sie selbst die Gefahren kennen und weitergeben können. Ähnlich ist das mit dem Handy.“

Die italienische Datenschutzbehörde griff nach dem Vorfall durch und ließ den Zugang für all jene Nutzer sperren, deren Alter nicht zweifelsfrei nachgewiesen ist. Da vorgeschriebene Mindestalter liegt bei 13 Jahren. Bis zum 15. Februar soll diese Sperre andauern, da auch die sizilianische Staatsanwaltschaft den Fall weiter untersucht.

Datenschutzbehörde sperrt TikTok

"Während sie auf eine Antwort warteten, beschloss die Behörde, Maßnahmen zu ergreifen, um den sofortigen Schutz der im Netzwerk registrierten Minderjährigen in Italien zu gewährleisten", heißt es in einer Erklärung der Behörde.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Behörde Verstöße bei TikTok anzeigt. Bereits im Dezember wies man auf mangelnde Transparenz der Informationen für Benutzer und automatische Einstellungen, die angeblich die Privatsphäre nicht respektierten. Ebenfalls kritisiert wurde die mangelnde Überprüfung der Altersvorgaben. Die Leichtigkeit mit der sich Kinder anmelden könnten, verurteilte die Behörde.Es gibt eine Reihe Hilfseinrichtungen und Anlaufstellen für Menschen in akuten Krisensituationen. Unter www.suizid-praevention.gv.at findet man Notrufnummern und Erste Hilfe bei Suizidgedanken.

Telefonische Hilfe gibt es auch bei:

Kriseninterventionszentrum (Mo-Fr 10-17 Uhr): 01/406 95 95, kriseninterventionszentrum.at
Rat und Hilfe bei Suizidgefahr 0810/97 71 55
Psychiatrische Soforthilfe (0-24 Uhr): 01/313 30
Sozialpsychiatrischer Notdienst 01/310 87 79
Telefonseelsorge (0-24 Uhr, kostenlos): 142
Rat auf Draht (0-24 Uhr, für Kinder & Jugendliche): 147
Gesprächs- und Verhaltenstipps: bittelebe.at

Hilfe für Menschen mit Suizidgedanken und Angehörige bietet auch der noch recht junge Verein „Bleib bei uns“. www.bleibbeiuns.at

(bagre)

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