Leitartikel

Die EU ist kein Lamborghini. Und das ist auch gut so

Frau mit Spritze
Frau mit SpritzeAPA/AFP/CHRISTOF STACHE
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Wer nach Kriegswirtschaft ruft, um der Seuche Herr zu werden, verkennt das Wesen der EU. Sie kann sich ohne Schnellschüsse gegen Corona behaupten.

Es ist vermutlich dem kompetitiven Geist unserer Zeit geschuldet, dass die globalen Bemühungen um die Immunisierung gegen das Coronavirus wie eine Kreuzung aus Olympischen Winterspielen und Eurovision Song Contest wahrgenommen werden. Man hält dem eigenen Team die Daumen und verfolgt mit einer Mischung aus Argwohn und Frust, wie andere im Ranking der Durchimpfungsraten aufrücken. Als EU-Bürger hat man es dieser Tage nicht leicht: Während Israel, Großbritannien und die USA um die Stockerlplätze ringen, dümpelt die europäische Équipe im unteren Mittelfeld dahin – ohne Aussicht, in absehbarer Zeit zum Spitzenfeld aufzurücken. Der Eindruck, alle Pannen bei der Produktion und Auslieferung der Vakzine würden lediglich die EU betreffen, macht wütend und lässt den Ruf nach einem Kurswechsel laut werden.

Dass sich der Verlauf der Dinge nicht unbedingt zum Vorteil der EU entwickelt hat, um die Ansprache von Japans Kaiser Hirohito nach dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki zu paraphrasieren, gilt mittlerweile als unbestritten. Daran anknüpfend gilt es ebenso als Common Sense, dass die EU-Kommission spätestens im Sommer 2020 auf Kriegswirtschaft hätte umstellen müssen, um wie die US-Regierung die Versorgung mit Impfstoff zu sichern, anstatt sich in vertraglicher Erbsenzählerei zu verzetteln.

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