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Onlineshoppen für das Klima

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Pakete(c) Getty Images (sarote pruksachat)
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Durch den Onlineboom floriert auch das Geschäft der Zusteller. Die Branche steht vor einem Umbruch. In den nächsten Jahren soll das Geschäft weitgehend CO2-neutral werden.

Der boomende Onlinehandel erfreut auch die heimische Zusteller-Branche. In den vergangenen Jahren nahm die Zahl der ausgetragenen Pakete konstant zu – jährlich um gut zehn Prozent. Für das Jahr 2020 gibt es zwar noch keine offiziellen Zahlen, Brancheninsider rechnen aber mit einem Plus von bis zu 30 Prozent. Das entspräche 320 Millionen Paketen, die 2020 zugestellt wurden. Rund die Hälfte davon trug die Post aus. Im Vorjahr waren es 450.000 täglich, erklärte Post-Chef Georg Pölzl in einer gemeinsamen Pressekonferenz von österreichischen Versandhändlern und Spediteuren.

Mit einem vorläufigen Umsatz von 914 Millionen Euro macht der Paket- und Logistikbereich knapp die Hälfte des Umsatzes der Post aus (vorläufiges Jahresergebnis: knapp 2,2 Mrd. Euro). Insgesamt werde die Zahl der Pakete schon in wenigen Jahren jene der Briefe überholen. E-Mail, WhatsApp und Co. machen den gedruckten Brief zunehmend überflüssig.

Paketzusteller wollen grüner werden

Grund für die Paketflut ist freilich der Onlinehandel, der durch Corona noch einmal deutlich zugelegt hat. Laut einer Studie des deutschen CleanTech Instituts belastet Onlineshopping das Klima weniger, als oft behauptet wird. Während noch immer rund 60 Prozent der stationären Einkäufe mit dem Auto transportiert werden, sorgen die Fahrgemeinschaften der online bestellten Pakete für klimaschonende Bündelungs-Effekte durch die Logistik-Dienstleister. Etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen könnten so eingespart werden, erklärt Harald Gutschi, Sprecher der Unito-Handelskette, dem mit 365 Millionen Umsatz größten österreichischen Versandhändler.

Fester Bestandteil vom eCommerce sind Retoursendungen. Fast alle großen Versandhändler bieten Retouren inzwischen kostenfrei an. „Würden wir dafür Geld verlangen, hätten wir gegen die internationale Konkurrenz keine Chance“, erklärt Gutschi. Der Anteil der Rücksendungen liege bei etwa 25 Prozent, sei in den vergangenen Jahren aber kontinuierlich gesunken. Unito, das Mitglied der Otto-Gruppe ist, garantiert seinen Kunden seit Jahresbeginn bei allen Bestellungen eine CO2-neutrale Zustellung. Die verbliebenen Emissionen werden durch den Kauf von Klima-Zertifikaten getilgt.

Eine klimaneutrale Zustellung beschäftigt auch die Logistikpartner, weshalb die gesamte Branche derzeit damit beschäftigt ist, die veralteten Flotten gegen neue, umweltschonendere Fuhrwerke auszutauschen. Auch Online-Primus Amazon hat angekündigt, bis 2040 klimaneutral zu liefern. Eine große Frage wird in Zukunft lauten, wie die „letzte Meile“ vollständig CO2-frei abgewickelt werden kann. Damit beschäftigt sich derzeit auch die Post. In den Städten sollen dafür neben dezentralen Zustellbasen künftig vermehrt auch Lastenfahrräder zum Einsatz kommen. Bei der Zustellung werde man in Zukunft außerdem verstärkt auf Elektromobilität setzen, so Post-Chef Pölzl.

Wasserstoff für die Langstrecke

Schwieriger wird die Elektromobilität bei längeren Transporten mit schweren Lkws, erklärt Jürgen Bauer, Geschäftsleiter vom Vorarlberger Speditions-Unternehmen Gebrüder Weiss. „Wir können mit unseren E-Lastwägen zwar einiges an CO2 einsparen, die Möglichkeiten sind nach heutigem Stand der Technologie jedoch begrenzt. Mit unserer E-Flotte haben wir eine gesicherte Reichweite von bis zu 170 Kilometern.“ Wo es möglich ist, verlagert das Logistikunternehmen seine Güter schon seit zehn Jahren auf die Schiene. Rentabel ist der Transport per Bahn aber erst aber einer Strecke von mehr als 400 Kilometern, rechnet Bauer vor. Zudem erschwere die uneinheitliche Bahninfrastruktur innerhalb der Europäischen Union den Transport über mehrere Staatsgrenzen hinweg. Große Hoffnung setzt Bauer in eine mit Wasserstoff betriebene Schwergüter-Logistik.

Aktuell testet Gebrüder Weiss in einem Pilotprojekt in der Schweiz den ersten Wasserstoff-Lkw von Hyundai. In Serie wird dieser jedoch noch nicht produziert, weswegen er noch einen stolzen Preis hat. „Für eine umweltfreundliche Transportlogistik kann die Wasserstoff-Technologie ein echter Gamechanger werden“, so Bauer, der auch einen Appell an die Regierung richtet: „Es sollte jetzt begonnen werden, die nötige Infrastruktur auszubauen, also auch das Tankstellennetz aufzurüsten.“ Außerdem bedürfe es künftig einer Mautbefreiung für wasserstoffbetriebene Fahrzeuge.

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