Prozess

Gericht urteilt über iranischen Diplomaten unter Terrorverdacht

Exil-Iraner protestieren gegen das Regime in Teheran, auf dem Foto in Paris.
Exil-Iraner protestieren gegen das Regime in Teheran, auf dem Foto in Paris.(c) REUTERS (BENOIT TESSIER)
  • Drucken

Der 49-Jährige war an der Botschaft in Wien akkreditiert. Er soll einen Anschlag auf Exil-Iraner in Frankreich mitgeplant und vorbereitet haben.

Im Prozess um den vereitelten Sprengstoffanschlag auf eine Großkundgebung von Exil-Iranern in Frankreich wird am Donnerstag das Urteil eines belgischen Gerichts erwartet. Den vier Angeklagten, darunter einem in Wien akkreditierten iranischen Ex-Diplomaten, wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, das Attentat auf die Veranstaltung mit Tausenden Teilnehmern geplant und vorbereitet zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat Haftstrafen von bis zu 20 Jahren gefordert.

Bei dem Anschlag hätte nach Einschätzung von Ermittlern zahlreiche Tote und Verletzte geben können.

Brisant ist der Prozess, weil sich unter den Angeklagten auch ein 2018 in Deutschland festgenommener Iraner befindet, der zum Tatzeitpunkt an der iranischen Botschaft in Wien als Diplomat akkreditiert war. Der 49 Jahre alte Assadollah A. soll Erkenntnissen der Ermittler zufolge Mitarbeiter des iranischen Geheimdienstes MOIS sein, zu dessen Aufgaben die Beobachtung und Bekämpfung oppositioneller Gruppierungen innerhalb und außerhalb des Iran gehört.

Gab es einen direkten staatlichen Auftrag?

Es gilt deswegen als möglich, dass den Anschlagsplänen ein direkter staatlicher Auftrag zugrunde lag. Die Großkundgebung am 30. Juni 2018 in Villepinte bei Paris war vom Nationalen Widerstandsrat Iran (NWRI) organisiert worden.

Zu den weiteren Angeklagten in Antwerpen gehört ein in Belgien lebendes Ehepaar, das den Anschlag nach den Ermittlungen hätte ausführen sollen. Assadollah A. soll ihm dafür Ende Juni 2018 in Luxemburg-Stadt eine Sprengvorrichtung mit insgesamt 500 Gramm des Sprengstoffes Triacetontriperoxid (TATP) übergeben haben. Belgische Spezialeinheiten hatten das Paar mit dem Sprengstoff im Auto dann allerdings auf dem Weg nach Frankreich gestoppt und festgenommen.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Der Nationale Widerstandsrat des Iran möchte die Auslieferung von Assadollah A. an Belgien verhindern.
Außenpolitik

Haftbefehl gegen iranischen Diplomaten

Die deutsche Justiz wirft ehemaligem Botschaftsrat in Wien Agententätigkeit und Verabredung zum Mord vor.
Rohani, Van der Bellen
Außenpolitik

Umstrittener Wien-Gast Rohani bleibt von kritischen Fragen verschont

Irans Präsident Rohani hält am Atomdeal fest - "wenn wir profitieren". Er kritisiert die USA. Auch Gastgeber Van der Bellen tut das. Fragen sind nicht zugelassen.
Praesident IRAN Hassan ROHANI Wien Hofburg 04 07 2018 Hassan ROHANI Alexander van der BELLEN
Österreich

Rouhani appelliert an Unternehmer: "Umwege" wegen US-Sanktionen

Der iranischer Präsident ruft heimische Unternehmer auf, seinem Land die Treue zu halten. Van der Bellen warnt vor einem Handelskrieg mit den USA.
Hassan Rohani auf Reisen. Nach einem Staatsbesuch in der Schweiz will der iranische Präsident am Mittwoch die vor drei Jahren abgesagte Wien-Visite nachholen.
Außenpolitik

Österreich/Iran: Terrorschatten über Rohani-Visite

Der Besuch des iranischen Präsidenten am heutigen Mittwoch in Wien ist von einem Eklat überlagert. Ein Mitarbeiter der iranischen Botschaft in Wien steht unter Terrorverdacht.
Iran
Außenpolitik

Anschlagspläne: Österreich erkennt Diplomatenstatus von Iraner ab

Einen Tag vor dem Besuch des iranischen Präsidenten Rohani in Österreich kommt es zum Eklat: Ein Mitarbeiter an der iranischen Botschaft in Wien soll in Anschlagspläne auf Exil-Iraner verwickelt sein.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.