Gastkommentar

Mit (ordentlicher) Corona-App ab zum Wirten!

ITALY-HEALTH-VIRUS
ITALY-HEALTH-VIRUSAPA/AFP/MIGUEL MEDINA
  • Drucken

Wir werden mit dem Virus leben lernen müssen, Impfung hin oder her. Hoch an der Zeit, eine wirklich funktionierende Corona App einzuführen.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

Blicken wir in die (hoffentlich nicht zu ferne) Zukunft: Ein Großteil der Risikogruppen ist durchgeimpft, auch im Rest der Bevölkerung sind viele immunisiert. Also alles wieder normal? Nein, das Virus wird nicht verschwinden – im Gegenteil: wir sehen ja gerade, dass immer neue Mutationen nicht auszuschließen sind. So oder so wird es auch längerfristig Maßnahmen brauchen, um eine „neue Normalität“ auch abzusichern.

Angesichts der offenbar flächendeckenden, beginnenden Ausbreitung der neuen Covid19-Mutation, wäre ein effizientes Contact Tracing wichtiger denn je. Schon in einem wissenschaftlichen Artikel in „science“ vom Mai 2020 (!) war aber zu lesen: „controlling the epidemic by manual contact tracing is infeasible“. Ebendaher wären Apps zur Unterstützung des Contact Tracing so entscheidend!

In Österreich ist die App aber gelinde gesagt ein rechter Bauchfleck geworden – mittlerweile wirbt nicht einmal mehr irgendwer dafür. Die Funktionalität der App lässt auch leider zu wünschen übrig und während etwa Deutschland seine App stets weiterentwickelt hat, wurde das Thema hier mehr oder weniger stillschweigend vergessen.

Ein schwerer Fehler – in vielen Ländern sind Apps weitaus erfolgreicher im Einsatz! In Asien ließen sich viele interessante Inspirationen auch für uns Europäer finden. Wobei hierzulande natürlich die heilige Kuh „Datenschutz“ beachtet werden muss – und dass sich in Österreich noch viele mit dem Thema Digitalisierung etwas schwertun, hilft auch nicht. Dennoch könnte man mehr tun – und angesichts der Lage, müssen wir das auch, dringend! Die ewigen Lockdowns richten uns sonst wirtschaftlich ganz zugrunde – die Menschen brauchen eine Perspektive, wie wir aus dieser Misere wieder herauskommen können.

»Im Grunde könnte man (Stichwort europäische Interoperabilität) auch einfach die deutsche App verwenden.«

Aktuell kann die App recht wenig, zu wenig. Simple Verbesserungen nach dem Vorbild Deutschlands (Eingabe positiver Bescheide über QR-Code, Anbindung der Labore etc.) wären schon ein Fortschritt – im Grunde könnte man (Stichwort europäische Interoperabilität) auch einfach die deutsche App verwenden. Aber gut, das schmerzt die nationale Seele dann wohl doch zu sehr.

Also dann bitte rasch eine App made in Austria – aber eine, die die Menschen auch nutzen, und zwar nutzen wollen! Was kann Frau und Herrn Österreich dazu motivieren? Erstmals muss eine solche App ganz einfach Sinn machen. Neben der Warnung vor etwaigen Kontakten sollte die App K1-Kontakten gleich einen Test empfehlen, Termine für Tests und auch die Impfung per App organisiert werden, Informationen über aktuelle Zahlen zu Pandemie in der App transparent zur Verfügung gestellt werden und so weiter.

Zudem könnte die App zum generellen Zutrittspass gemacht werden: Registrierung in der Gastronomie? Test- oder Impfnachweis? Über die App möglich. Zutritt zum Handel – QR-Code am Eingang scannen – und damit, sollte es zu einer Clusterbildung kommen die Chance für die spätere Nachverfolgung (wie etwa in Thailand). Stellen sie sich nur vor: Eine App, die den Zugang zum Wirten erlaubt – würden sie diese installieren? Na eben!

»Bitte Experten wie Max Schrems hinzuziehen!«

Das Thema Datenschutz ist sensibel – ließe sich aber wohl lösen. Bitte Experten wie Max Schrems hinzuziehen! Die Politik kann außerdem gerne den vielbeschworenen Schulterschluss üben und eine Art Komitee mit Vertretern aller Parteien bilden, das über die Verwendung der generierten Daten wacht, so lange diese Ausnahmesituation eben andauert. Und bei allem bitte eines, kennt man hierzulande fast nicht: Transparenz! Alles offenlegen, vom Quellcode bis hin zur Erklärung, wie, warum sowie welche Daten über die App zur Verfügung gestellt bzw. gespeichert werden.

Es wird Zeit, dass wir aus dem Monatelangen hinterherhecheln hinter den Entwicklungen dieser Pandemie endlich in einen Aktivitätsmodus kommen, und neben dem Impfen den Menschen auch weitere Perspektiven bieten. Das geht, das muss sein. Sonst werden wir noch alle narrisch.

Der Autor

Matthias Unger (*1982) ist Geschäftsführer der Stahlfirma Unger Steel und seit 2020 Vorsitzender der Jungen Industrie (JI), Nachwuchsorganisation der Industriellenvereinigung.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.