Einzelhandel

Österreicher kauften im Coronajahr mehr Essen, aber kaum Kleidung

CORONA: ENDE DES HARTEN LOCKDOWNS
CORONA: ENDE DES HARTEN LOCKDOWNSAPA/HANS PUNZ
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Während im Lebensmittelhandel Umsatzzuwächse von sieben Prozent erzielt wurden, brachen die Erlöse im Bekleidungs- und Schuhhandel um mehr als ein Fünftel ein.

Die Coronakrise hat den österreichischen Einzelhandel im vergangenen Jahr zweigeteilt. Lockdown, Homeoffice und geschlossene Restaurants haben dazu geführt, dass die Menschen deutlich mehrim Supermarkt einkauften und online bestellten. In anderen Branchen des Handels hatten die Maßnahmen zur Einschränkung des Infektionsgeschehens aber genau den gegenteiligen Effekt: Kleidung oder Schuhe blieben wie Blei in den Regalen liegen.




Während der Lebensmittelhandel im vergangenen Jahr reale Umsatzzuwächse von sieben Prozent erzielte, sind die Absätze im Handel abseits der Grundversorgung im Schnitt um 3,9 Prozent eingebrochen. Besonders schwer traf es den Bekleidungs- und Schuhhandel mit realen Umsatzrückgängen von durchschnittlich mehr als einem Fünftel (22,4 Prozent). Das geht aus vorläufigen Daten der Statistik Austria von Donnerstag hervor.

Corona-Maßnahmen lassen den Online-Handel boomen

Zu den wirtschaftlichen Gewinnern zählte neben dem Lebensmittelhandel auch der Versand- und Internethandel mit realen Umsatzzuwächsen von fast 17 Prozent. Auch Möbel, Heimwerkerbedarf und elektronische Geräte waren im Gesamtjahr 2020 sehr gefragt, sodass die Geschäfte im Schnitt (real) etwa vier Prozent mehr umsetzten. In Apotheken sowie im Kosmetikhandel gingen die Umsätze in diesem Zeitraum leicht um 1,8 Prozent zurück. Sportartikelhändler oder Buchgeschäfte, die die Statistik im "sonstigen Einzelhandel" zusammenfasst, mussten ebenfalls reale Umsatzrückgänge von beinahe fünf Prozent hinnehmen.

Das Jahr 2020 wies zwar mit 303 Verkaufstagen einen Einkaufstag mehr auf als das Vorjahr, branchenabhängig verringerte sich jedoch die Zahl der Verkaufstage aufgrund der Corona-Maßnahmen um bis zu 73 Einkaufstage, so die Statistik Austria.

Zusammengerechnet erzielten die österreichischen Einzelhandelsunternehmen (ohne Kfz-Handel; inkl. Tankstellen) im vergangenen Jahr eine nominelle Umsatzsteigerung von 0,1 Prozent. Unter Berücksichtigung der Preisentwicklung wurde ein Rückgang im Absatzvolumen von 0,3 Prozent verzeichnet. Im Monat Dezember lag das Umsatzplus nominell bei 0,9 Prozent. Inflationsbereinigt (real) ergab sich ein leichtes Absatzplus von 0,8 Prozent.

Kein „Frühlingserwachen” im Einzelhandel erwartet

Nach sechs Wochen staatlich verordneter Schließungen machen die Geschäfte am kommenden Montag wieder auf. Ein „verfrühtes Frühlingserwachen” sieht Ernst Gittenberger vom Institut für Handel, Absatz und Marketing der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) aber nicht auf die stationären Händler zukommen: Geschlossene Gastronomie und Maskentragepflicht würden sich negativ auf Kauferlebnis, Verweildauer und Ausgaben auswirken, so der Handelsexperte. Zudem würden die hohe Sparquote, hohe Arbeitslosigkeit und die allgemeine Verunsicherung der Konsumenten eher dagegen sprechen. Als Treiber sieht er aber die zu erwartenden hohen Rabatte, zumal die Händler ihre Läger leeren müssen.

Rainer Will vom Handelsverband appelliert an die Politik, die Geschäfte nachhaltig offen zu lassen: „Wir sind kein Corona-Hotspot”. Allein im Handel seien die Arbeitslosenzahlen im Vorjahr coronabedingt um ein Drittel angestiegen. 10.000 Handelsunternehmen seien de facto zahlungsunfähig, 100.000 Jobs in der Branche würden wackeln, so Will. Selbst wenn die Geschäfte nun am 8. Februar wieder aufmachen, rechnet der Handelsverband mit wöchentlichen Umsatzeinbußen von rund 250 Mio. Euro. Nur ein Teil der Umsatzverluste könne nachgeholt werden, vieles verlagere sich in den Onlinehandel oder sei überhaupt verloren.

(APA)

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