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Gewalt gegen Frauen: „Morde sind nur Spitze des Eisbergs“

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Vier Frauen wurden in diesem Jahr bereits gewaltsam getötet. Eine neue Kampagne will das Problem an der Wurzel packen – und legt den Fokus auf die Verantwortung der Männer.

Der jüngste Fall ist erst am Mittwoch passiert: In Wien Favoriten hat ein 52-Jähriger (mutmaßlich) seine Ehefrau mit einem Gemüsemesser erstochen. Die 45-Jährige wollte sich offenbar von dem Syrer, der 2014 nach Österreich gekommen war und zwei Jahre später seine Familie nachholte, trennen.

Diese Tat ist bereits die vierte gewaltsame Tötung einer Frau in diesem jungen Jahr, so die Zählung des Vereins Autonome Frauenhäuser (AÖF). In drei Fällen wurden Frauen offenbar von ihren Ehemännern getötet. Allein die Fälle dieses Jahres zeigen: Das Ausmaß an Gewalt gegen Frauen in Österreich ist nach wie vor alarmierend. Jeder fünfte Mann wendet laut AÖF Gewalt gegen eine Frau an, rund 20 Mal täglich wird eine Wegweisung ausgesprochen.

2019 wurden 39 Frauen ermordet, 2018 waren es 41 Frauenmorde. Für 2020 liegt die Statistik noch nicht vor. Aber die Morde sind ohnehin nur die Spitze des Eisbergs, sagt AÖF-Geschäftsführerin Maria Rösslhumer.

„Gewalt an Frauen beginnt mit Einschüchterungen, Bloßstellungen, Manipulation, Verboten. Bis es zu Übergriffen kommt, steckt dahinter eine jahrelange Leidensgeschichte. Das macht uns große Sorgen“, so Rösslhumer. Die Pandemie verstärke das Problem nur noch. Mit einer Kampagne soll nun stärker der Kern des Problems in den Fokus rücken: die Täter.

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