Eine wichtige Debatte in der Flugkrise fehlt – jene über den Ausbau der Eisenbahnnetze.
Das Vorjahr zeigte, wie unfähig die derzeitige Politik zum vorausschauenden Agieren scheint. In Österreich war eine zweite Coronawelle zwar absehbar, zentrale Bereiche trafen dennoch kaum Vorkehrungen. Das alles betrifft nicht nur uns und unsere aktuelle Regierung. Bei dieser Realitätsverweigerung handelt es sich um ein europa-, ja ein weltweites Phänomen. Verantwortungsvolle Politik würde die vergleichsweise kleine Pandemiekrise als Probelauf für die unanfechtbar dramatischere Klimakrise sehen, die bevorsteht. Wenn Länder wie Dänemark oder Ägypten, die halbe Karibik und ganz Ozeanien laut dem Weltrisikobericht durch das Steigen des Meeresspiegels in Probleme geraten, wird das einen beträchtlichen Impact auf den internationalen Tourismus haben.
Umweltschäden sind im Kerosinpreis bisher nicht abgebildet. Österreich zum Beispiel hebt weder Mineralölsteuer noch Mehrwertsteuer auf diesen Treibstoff ein. Gleichzeitig setzen Billigfluglinien auf Dumpingpreise. Für ihr Geschäftsmodell kaufen sie ältere Maschinen auf, die höhere Emissionen ausstoßen als jene herkömmlicher Fluggesellschaften. Nachdrücklicher sollte die Politik daher Fluglinien fördern, die in spritsparende Maschinen investieren – die Lufthansa etwa geht mit der Bestellung von 71 Flugzeugen vom Typ Airbus A320neo und 45 vom Typ A321neo diesen Weg, winzige Schritte, doch immerhin setzen einige große Unternehmen sie mittlerweile.
Was hätte eigentlich dagegengesprochen, die Coronakrise zu nützen, um massiv in das europäische Eisenbahnnetz zu investieren und (vor allem Billig-)Fluglinien mit sinnvollen Regelungen in die Schranken zu weisen? Beides ist nicht im Geringsten geschehen. Jetzt, wo in vielen Ländern keine Inlandsflüge operieren und der touristische Flugverkehr ohnehin fast zum Erliegen kommt, sollten wir die Verantwortlichen mit ungeduldiger Aufgebrachtheit, mit Feuer und Flamme daran erinnern, dass der Menschheit ja für die Kurzstrecke eine makellose Transportmethode zur Verfügung steht. Wo ist die nationale und bilaterale Investitionsdebatte für den Eisenbahnausbau?