EU-Diplomaten dürfen nur zugelassene Vakzine erhalten. Doch in Moskau macht man eine erstaunliche Ausnahme.
Brüssel. Zahlreiche Diplomaten europäischer Botschaften und der EU-Vertretung in Moskau sowie deren Familienangehörige lassen sich seit Wochen den russischen Impfstoff Sputnik V verabreichen, obwohl dessen Zulassungsverfahren durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) noch nicht einmal begonnen hat. Sie lassen sich dabei wissentlich oder unfreiwillig in die PR-Kampagne des Kreml einbinden, wonach Russland mit diesem Impfstoff den Schlüssel zur Überwindung der Pandemie in Händen hält. Und sie akzeptieren diese Impfungen, obwohl an anderen Standorten des Europäischen Auswärtigen Diensts die klare Dienstanweisung gilt, ausschließlich von der EMA zugelassene Impfstoffe zu akzeptieren.
„Bieten das wie verrückt an“
In Moskauer Diplomatenkreisen ist es seit einiger Zeit gang und gäbe, dass russische Regierungsvertreter permanent ihre europäischen Kontakte dazu animieren, sich mit Sputnik V impfen zu lassen. „Die Russen bieten das wie verrückt an, bei jeder Gelegenheit, bei jedem Treffen“, zitiert Radio Free Europe, das am Donnerstag als erstes Medium über diesen Sachverhalt berichtete, einen Botschaftsmitarbeiter. Das deckt sich auch mit den Aussagen von Moskauer Kontakten der „Presse“. Die Impfkampagne sei sehr effizient organisiert, man bekomme ungeachtet seines Alters oder etwaiger Vorerkrankungen rasch binnen weniger Tage einen Termin in einem der öffentlichen Impfzentren der Stadt Moskau.