Jeder vierte Euro, der in Tirol erwirtschaftet wird, kommt aus dem Tourismus, betont Monika Köppl-Turyna, Leiterin von Eco Austria.
Wirtschaftseinbruch

Der Tourismus als Österreichs Achillesferse

Der Ausfall der Wintersaison heißt, dass das BIP empfindlich einbricht. Kein Industrieland hängt so stark an dieser Branche wie Österreich.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat also einen „Aktionsplan für Tirol“ angekündigt. Wieder einmal ist es die Hochburg des Wintertourismus, die für Unmut sorgt. Die südafrikanische Mutation des Coronavirus – eingeschleppt von wem auch immer – sorgt für höchste Alarmbereitschaft. Schon stand im Raum, ganz Tirol unter Quarantäne zu stellen. Nun soll also verhindert werden, dass sich diese noch ansteckendere Mutation im ganzen Bundesgebiet ausbreitet. Für Tirol ist dies die nächste Hiobsbotschaft. Keine andere Region in Österreich ist so stark vom Tourismus abhängig. 37,6 Prozent aller Nächtigungen im Winter finden in Tirol statt, ergab eine Auswertung der Agenda Austria.

Jeder vierte Euro, der in Tirol erwirtschaftet wird, kommt aus dem Tourismus, betont Monika Köppl-Turyna, Leiterin von Eco Austria. Der Umgang mit der heiligen Kuh Tourismus mag aus der Ferne etwas befremdlich sein. Doch diese Kuh sorgt für Wohlstand, Jobs und prosperierende Täler. „Im industrieintensiven Oberösterreich spielt der Tourismus hingegen kaum eine Rolle, dort trägt er nur 4,4 Prozent zum Bruttoregionalprodukt bei“, sagt Köppl-Turyna.

Wie sehr die heimische Wirtschaft am Tourismus hängt, wurde erst vor wenigen Tagen sichtbar. Österreich erlitt im vierten Quartal 2020 einen schlimmeren Einbruch als viele andere Länder in Europa. Der Lockdown ab November forderte seinen Tribut. Und dass Hotels und Gastronomie auch im Februar zu sind, werde sich ebenfalls massiv auf die Konjunktur auswirken, meint Wifo-Experte Oliver Fritz. Laut seinen Berechnungen gehen der Wirtschaft allein in diesem Monat Umsätze in der Höhe von 4,4 Milliarden Euro – oder 0,8 Prozent des BIP – verloren. „Wir sind eines der tourismusintensivsten Länder der Welt“, sagt Fritz. Neben Kroatien sind nur Island, Malta und Zypern noch stärker vom Tourismus abhängig. Die Wertschöpfung pro Kopf lag in Österreich vor der Krise bei 2291 Euro. Frankreich kommt auf 854, Italien auf 727 Euro.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner.
Interview

Wien-Tourismus-Chef Kettner: "Wir gehen mit besserem Hotelangebot aus der Krise"

In Zukunft werden wir uns zwischen Corona-Impfung oder Daheimbleiben entscheiden müssen, sagt Norbert Kettner, Geschäftsführer von Wien Tourismus. Warum er trotz der prekären Situation optimistisch in die Zukunft blickt und was nach der Krise bleibt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.