Kritik

„Heldenplatz“: Der Skandal ist verweht, das große Klagelied bleibt

Die schreckliche Vergangenheit spukt im noblen Salon am Heldenplatz.
Die schreckliche Vergangenheit spukt im noblen Salon am Heldenplatz.Anna-Maria Löffelberger
  • Drucken

Alexandra Liedtke inszenierte im Salzburger Landestheater Thomas Bernhards Drama brav und leise.

Im engen Bügelzimmer einer Altbauwohnung mit trüben Fenstern und hohen Kästen voller Herrenhemden schwebt auf der Leiter das Hausmädchen Herta (schnippisch: Patrizia Unger), geknechtet von der Wirtschafterin, Frau Zittel (hantig: Britta Bayer). „Die Zittel“ stutzt ihre junge Rivalin zurecht und führt ihr vor, wie der Professor, ihr Liebling, seine Wäsche zusammengelegt haben wollte. So beginnt Thomas Bernhards „Heldenplatz“, zu sehen im Stream des Salzburger Landestheaters. „Die Presse“ besuchte die Generalprobe.

Bernhard attackierte 1988 in „Heldenplatz“ unter dem Eindruck der Waldheim-Affäre die Österreicher, verhaftet in Katholizismus und Nationalsozialismus: „Die Österreicher als Masse sind heute ein brutales und dummes Volk“, erklärt Professor Robert, dessen Bruder Josef den Freitod gewählt hat – und weiter wettert Robert: „Österreich selbst ist nichts als eine Bühne, auf der alles verlottert und vermodert und verkommen ist“, die Österreicher seien „sechseinhalb Millionen Debile und Tobsüchtige, die aus vollem Hals nach einem Regisseur schreien“. Dieser war damals gerade erschienen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.