Die Wahrheit über die Revolution der Kleinanleger an der Wall Street ist ernüchternd. Die Angst vor dem Wohlstandsverlust treibt die Jungen an die Börse und nimmt eigentümliche Formen an. Dem Kapitalismus wird dabei weiter gehuldigt.
Ich wollte einen Haufen Kohle machen“, sagt Viktor Sohm zur „Presse am Sonntag“. Der 31-jährige Programmierer erkannte das Momentum in den Reddit-Foren und kaufte Gamestop-Aktien.
Auf dieser Internetplattform verabredeten sich junge Anleger, um den Kurs eines angeschlagenen Videospielehändlers in die Höhe zu treiben. Dabei brachten sie Hedgefonds, die auf fallende Kurse gewettet hatten, an den Rand des Wahnsinns. Einige Anleger wurden quasi über Nacht zu Millionären. Short Sellers hingegen wie Melvin Capital, verloren Milliarden (siehe nebenstehende Artikel). Auch mit dem Silberpreis und Aktien von AMC, Blackberry sowie Nokia versuchten die Kleinanleger das Spielchen.
Spekulatives Handeln
„Mir war klar, das ist höchst spekulativ“, sagt Sohm. Der Vorarlberger habe nur so viel Geld verwendet, womit er sich wohlgefühlt hat. Seit zehn Jahren handelt er Aktien und andere Finanzwerte. Überwiegend steckt er sein Geld in langfristige Investments und war dabei meist erfolgreich. Doch nun bescherte ihm der Gamestop-Handel seinen bisher größten Verlust.