Koranverbrennung "riesige Werbeaktion für al-Qaida"

PAKISTAN KORAN PROTEST
PAKISTAN KORAN PROTEST(c) EPA (Mk Chaudhry)
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Die geplante Koranverbrennung zum Jahrestag von 9/11 sorgt für weltweite Proteste. US-Präsident Obama und Nahost-Vermittler Blair appellierten am Donnerstag an den radikalen Pastor Jones, die Aktion abzublasen.

Je näher das Datum rückt, desto heftiger werden die Proteste gegen die geplante Koranverbrennung zum Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001: US-Präsident Barack Obama appellierte am Donnerstag eindringlich an den Führer der evangelikalen Kirchengemeinde in Florida, auf die geplante Koranverbrennung zu verzichten. Bei Protesten in Pakistan wurde eine US-Flagge verbrannt.

Priester "soll auf die besseren Engel hören"

Terry Jones solle "auf die besseren Engel hören" und die Aktion absagen, mahnte Obama in der Sendung "Good Morning America" des Senders ABC. "Ich hoffe, er versteht, dass das, was er machen will, unseren Werten als Amerikaner völlig widerspricht", sagte Obama. "Dieses Land ist aufgebaut worden auf den Gedanken der Freiheit und der religiösen Toleranz."

Obama wolle Jones auch darauf hinweisen, dass diese Aktion "unsere jungen Männer und Frauen in Uniform in große Gefahr bringt." Die geplante Verbrennung sei "eine riesige Werbeaktion für al-Qaida". In Ländern wie Pakistan und Afghanistan könne es zu größeren Gewalttaten kommen. Zuvor hatte bereits US-Außenministerin Hillary Clinton gewarnt, dass die geplante Koranverbrennung US-Soldaten in Gefahr bringen könnte.

Bürgerrechtler verbrennen US-Flagge

Denn die USA befürchten, dass die Aktion in muslimischen Ländern zu Ausschreitungen führt. Die US-Botschaften in aller Welt wurden vom Außenministerium angewiesen, ihre Sicherheitsvorkehrungen zu überprüfen. Bereits am Donnerstag verbrannten 200 Anwälte und Bürgerrechtler in der pakistanischen Stadt Multan die amerikanische Flagge, grundsätzlich verliefen die Proteste in der islamischen Welt aber noch weitgehend friedlich.

Am Donnerstag forderte neben Obama auch der frühere britische Premierminister und jetzige Nahost-Vermittler Tony Blair den radikalen US-Pastor Jones auf, die Koranverbrennung abzusagen. "Ich verurteile die Aktion, den Koran zu verbrennen. Sie ist respektlos, falsch und sie wird von Menschen mit oder ohne Glauben abgelehnt. Sie gibt nicht die Sicht sensibler Menschen im Westen oder in irgendeinem anderen Teil der Welt wider."

Pakistan schaltet Interpol ein

Die pakistanische Regierung warnte vor einem drohenden "unumkehrbarem Schaden für den Weltfrieden" durch die geplante Koranverbrennung. In einem Schreiben von Innenminister Rehman Malik an Interpol hieß es, die muslimische Gemeinschaft werde durch die Tat des "verrückten sogenannten Priesters" Terry Jones aufgebracht werden. Malik forderte von Interpol-Generalsekretär Ronald K. Noble, Jones Pläne zu stoppen.

Auch die afghanische Regierung warnte vor den Konsequenzen einer Koranverbrennung. "Die US-Regierung hat wiederholt versucht, ihr Verhältnis zur islamischen Welt zu verbessern", sagt ein Sprecher von Präsident Hamid Karzai. "Diese Tat könnte dieses Verhältnis infrage stellen." Die Regierung in Kabul haben die amerikanischen Behörden darum gebeten, die Verbrennung zu verhindern. Der indonesische Staatspräsident Susilo Bambang Yudhoyono wandte sich mit derselben Bitte direkt an den Präsidenten.

Keine Genehmigung für Koranverbrennung

Die Behörden in Gainesville in Florida meldeten, die Feuerwehr habe Sektenführer Jones und seiner evangelikalen Kirchengemeinde - dem Dove World Outreach Center - die Genehmigung für das Entzünden des Feuers verweigert. Jones will an der Koranverbrennung trotzdem festhalten, mit oder ohne Genehmigung der Stadt. Rechtsexperten erklärten, der Oberste Gerichtshof der USA habe in seinen Urteilen schon klar gemacht, dass eine auch noch so abweichende Meinung, die vielleicht die Gefühle vieler Menschen verletzt, nicht unterdrückt werden darf.

(Ag.)

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