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Die russischen Vorboten

 Erfolgsgaranten: Daniil Medwedew (l.) und Andrej Rublew (r.) gewannen all ihre Matches beim ATP Cup und führten Russland zum Titel.
Erfolgsgaranten: Daniil Medwedew (l.) und Andrej Rublew (r.) gewannen all ihre Matches beim ATP Cup und führten Russland zum Titel.Reuters
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Daniil Medwedew, 24, schlägt mit dem Selbstvertrauen von 14 Siegen in Serie bei den Australian Open auf. Auch Landsmann Andrej Rublew, 23, blieb beim ATP Cup ohne Niederlage.

Melbourne. Seine bislang letzte Niederlage hat Daniil Medwedew in Österreich erfahren. Im Wien-Viertelfinale Ende Oktober 2020 unterlag der Russe dem aufschlagstarken Südafrikaner Kevin Anderson in zwei Sätzen, seitdem hört Medwedew nicht auf zu gewinnen: Turniersieg beim ATP-1000-Event in Paris, Turniersieg bei den Tour-Finals in London.

Gegen alle sieben Konkurrenten aus den Top Ten hat der 24-Jährige in diesen beiden Turnierwochen gewonnen, in London schlug er mit Novak Djoković (ATP 1, Gruppenphase), Rafael Nadal (ATP 2, Halbfinale) und Dominic Thiem (ATP 3, Finale) sogar die drei besten Spieler der Welt innerhalb weniger Tage – ein Novum beim Saisonabschlussturnier.

Das Jahr 2021 hat Medwedew nun so begonnen, wie er 2020 beendet hat. Beim ATP Cup in Melbourne gab er in seinen vier Matches gegen Diego Schwartzman, Kei Nishikori, Alexander Zverev und Matteo Berrettini nur gegen Zverev einen Satz ab und präsentierte sich dabei in bestechender Frühform. Insgesamt ist der Weltranglistenvierte seit 14 Spielen ungeschlagen. Russland führte Medwedew gemeinsam mit Landsmann und Teamkollegen Andrej Rublew souverän zum Titel (2:0 im Finale gegen Italien), auch Rublew hatte als Nummer zwei all seine Begegnungen gewonnen.

Taktikfuchs

Neben dem US-Open-Champion Thiem trauen internationale Beobachter abgesehen von Djoković und Nadal in dieser Saison vor allem Medwedew Großes zu. Der Moskowiter, der nach Siegen traditionell auf Jubelgesten verzichtet („das Besondere ist, dass ich nicht feiere“), versteht es wie kaum ein anderer, während eines Matches seine Taktik zu ändern. „Manchmal reicht es, zu verteidigen und den Ball im Spiel zu halten. Manchmal muss man ans Netz gehen. Manchmal muss man hinten bleiben. Und wenn ich so hart wie möglich schlagen muss, um ein Spiel zu gewinnen, dann werde ich das tun“, erklärt Medwedew seinen Zugang zur Taktik beim Media Day in Melbourne in gewohnt trockener Manier.

Nicht zuletzt aufgrund seiner beeindruckenden Leistungsschau beim ATP Cup ist Medwedew in den vergangenen Tagen bei den meisten Buchmachern hinter Djoković zum ersten Anwärter auf den Australian-Open-Titel aufgestiegen. Die Auslosung bescherte ihm mit dem Kanadier Vasek Pospisil ein unangenehmes Auftaktlos, der erste gesetzte Gegner wäre laut Papierform in Runde drei der Serbe Filip Krajinović.

Rublew als heißer Außenseiter

Im Viertelfinale könnte es zum Duell zwischen Medwedew und dem an Nummer sieben gesetzten Rublew (23) kommen. Dem eineinhalb Jahre jüngeren Rublew gelang 2020 der erstmalige Vorstoß in die Top Ten, an Titeln (5) gemessen war im Vorjahr kein Spieler erfolgreicher als der Schützling von Ex-Profi Fernando Vicente. Rublew eröffnet die Australian Open am Dienstag gegen den Deutschen Yannick Hanfmann. Als erster echter Prüfstein könnte sich im Achtelfinale der spanische Routinier Roberto Bautista Agut entpuppen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2021)

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