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Im Fohlen-Stall wird es ungemütlich

2019 kaufte Gladbach Salzburgs Erfolgscoach Marco Rose aus seinem Vertrag.
2019 kaufte Gladbach Salzburgs Erfolgscoach Marco Rose aus seinem Vertrag.Imago Images
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2019 kaufte Gladbach Salzburgs Erfolgscoach Marco Rose aus seinem Vertrag. Nun soll dank Klausel Dortmund locken. Die Nerven der Fans sind strapaziert, die des Coaches ebenso.

Mönchengladbach. Marco Rose steht, das verheißt die Gerüchteküche, vor einem Wechsel zu Dortmund. Das Interesse mag den Gladbach-Trainer ehren, freut seinen derzeitigen Arbeitgeber jedoch weniger. Und die 1:2-Niederlage im Rhein-Derby gegen den 1. FC Köln hat auch die Stimmung im Borussia-Anhang zum Kippen gebracht. So musste sich der 44-Jährige von Fans den Vorwurf gefallen lassen, „Borussia Mönchengladbach nicht verstanden“ zu haben. Das schlug Rose offenbar schwer auf das Gemüt.

Als nach der ersten Pleite im Jahr 2021 Fragen zum Sinn der extremen Rotation – gegen Köln liefen gleich sieben Neue auf – aufkamen, blieb Rose noch halbwegs souverän. Doch angesprochen auf seine ungewisse Zukunft, platzte ihm fast der Kragen. „Ich habe keine Lust, über Spekulationen zu reden“, fauchte er regelrecht. „Ich werde nicht jeden Tag Wasserstandsmeldungen abgeben.“ Das erledigen andere für ihn.

Woche für Woche raten Experten wie Dietmar Hamann oder Weltmeister Bastian Schweinsteiger, ob er zwei Jahre nach seinem Wechsel von Salzburg an den Rhein von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch machen werde. Roses fehlendes Bekenntnis zu Gladbach befeuert diese Spekulationen. Zumal sich Dortmunds sportliche Krise nach dem 1:2 in Freiburg weiter auswächst, es nach Meinung vieler eigentlich kein wirklicher Aufstieg wäre.

Salzburger Lehren

Rose hat eine steile Karriere hingelegt, seit er 2017 mit Salzburgs U19 die Uefa Youth League gewonnen hat. Im selben Jahr noch beerbte er die Kampfmannschaft von Oscar García und führte sie auf Anhieb zum beinahe obligatorischen Titel, aber eben auch bis in das Halbfinale der Europa League. Es folgten Bundesliga-Startrekord (zehn Spiele ohne Niederlage) und am Ende das Double. Statt mit den Salzburgern dank Fixplatz erstmals in der Red-Bull-Ära in der Champions League anzutreten, entschied er sich für den Wechsel nach Deutschland. Mit Stefan Lainer (ebenfalls Gladbach), Xaver Schlager (Wolfsburg) und Hannes Wolf (damals RB Leipzig, heute Gladbach) taten es ihm drei Leistungsträger gleich.

2,5 Millionen Euro zahlten die „Fohlen“ damals, um Rose loszueisen. Er führte sie 2019/20 auf Platz vier und in die Champions League. Doch auch sein aktueller Kontrakt bis 2022 enthält eine Ausstiegsklausel – und die wird heiß diskutiert. „Meine Vertragssituation ist bekannt, ich bin Trainer bei Mönchengladbach und sehr gern hier“, betonte der gebürtige Leipziger. Aber eben auch: „Max Eberl weiß über den Status quo Bescheid. Und irgendwann vielleicht auch mal über meine Zukunft.“

Der angesprochene Sportdirektor bezifferte die Chancen von Roses Verbleib mit „98 Prozent“, im Dezember war es noch ein Prozent mehr gewesen. Eberl sei jedoch kein Romantiker, halte einen Plan B parat. „Im Profifußball sind Zeiten miteinander begrenzt, das ist einfach so.“

Unruhe in die Mannschaft bringe das nicht, beteuerte Routinier Christoph Kramer: „Das ist alles business as usual. Im Team ist das gar kein Thema.“ Und ohne Zuschauer im Stadion bleibt Rose zumindest auch der Unmut der Fans derzeit erspart.

Leipzig nach Ungarn folgen?

Während Gladbach wegen des Landeverbots für Flieger aus England für das Achtelfinale der Champions League gegen Manchester City (24. Februar) noch einen Austragungsort sucht, ist RB Leipzig bereits fündig geworden. Die Sachsen werden Liverpool in ihrem „Heimspiel“ am 16. Februar in Budapest empfangen. Zunächst hatten auch Salzburg, London oder Krakau als Kandidaten gegolten, doch Ungarns Hauptstadt bekam den Zuschlag. Dort gelten zwar bis mindestens 1. März Binnengrenzkontrollen und ebenfalls strenge Einreisebestimmungen. Für Profisportler sind aber Ausnahmen vorgesehen. (swi/DPA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2021)

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