"Cacao y Nada"

Weil der Zucker fehlt: Ritter Sport soll neue Sorte nicht "Schokolade" nennen dürfen

(c) Getty Images (Sean Gallup)
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Weil darin kein Zucker enthalten ist, soll die Sorte nicht als "Schokolade" deklariert werden. Das Unternehmen spricht nun von "Kakaofruchttafel", das zuständige Ministerium dementiert das Begriffsverbot.

Der Schokoladenhersteller Ritter Sport hat eine neue Sorte auf den deutschen Markt gebracht: "Cacao y Nada": Kakao und nichts. Des einen Freud - die Schokolade besteht zu hundert Prozent aus der Kakaofrucht und kommt ohne zusätzlichen Zucker aus - ist des andern Leid. Denn das Unternehmen aus Waldenbuch bei Stuttgart soll, wie es erstmals die "Bild"-Zeitung berichtet hat, sein Produkt nicht als "Schokolade" vertreiben dürfen.

Hintergrund ist die deutsche Verordnung über Kakao- und Schokoladenerzeugnisse aus dem Jahr 2003, die besagt, dass "Schokolade" eben nur dann auch als solche bezeichnet werden darf, wenn sie nicht nur aus Kakaomasse, Kakaopulver oder Kakaobutter besteht, sondern darin auch Zuckerarten enthalten sind.

Das sei absurd, wird ein empörter Ritter-Sport-Geschäftsführer Andreas Ronken von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zitiert. "Unser Lebensmittelrecht muss mit Innovationen dieser Art Schritt halten. Wenn Wurst aus Erbsen sein darf, braucht Schokolade auch keinen Zucker. Aufwachen! Das ist die neue Realität." Das Produkt hat man herausgebracht, vermeidet aber die Bezeichnung "Schokolade". Man könnte es aber zum Beispiel als "Kakaofruchttafel" anbieten.

Verwirrung um Begriff

Eine Bezeichnung, die die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) für angemessen hält: „Zum einen müssen sich Hersteller an das geltende Lebensmittelrecht halten. Zum anderen könnte der Begriff Schokolade einige Verbraucher verwirren oder täuschen, weil sie bestimmte Zutaten erwarten. Wir sind daher immer dafür, dass Produkte mit maximaler Klarheit für den Verbraucher deklariert werden“, soll demnach Stephanie Wetzel, Projektleiterin des Projekts Lebensmittelklarheit, dazu gesagt haben.

Das zuständige Ministerium, konkret Bundesernährungsministerin Julia Klöckner, hat aber eine andere Meinung dazu. Gegenüber der "Wirtschaftswoche" sagt sie, die Verordnung begrenze die Verwendung zuckerhaltiger Zutaten nicht auf bestimmte Zuckerarten: "Deshalb müsste ein Produkt, das natürlichen Kakaosaft verwendet, nach Einschätzung unseres Ministeriums auch unter der Bezeichnung Schokolade verkauft werden dürfen." Der Zuckergehalt in Fertiglebensmitteln und Erfrischungsgetränken solle schließlich deutlich reduziert werden, so das klare Ziel.

"Das ist keine Schokolade!"

Das Waldebucher Unternehmen konzentriert sich indes lieber auf den Inhalt seines Produkts als auf dessen Bezeichnung, und nimmt die Sache mit Humor. "Das ist keine Schokolade", heißt es auf der Homepage.

Betont wird vielmehr die nachhaltige Idee dahinter. Während sonst in der Regel nur das Innere der Frucht - also die Kakaobohne - verwendet und der Rest entsorgt wird, wird dabei auch das Fruchtfleisch vollständig genutzt. Die Süße stammt aus dem Saft des Fruchtfleisches, das auf der eigenen Plantage "El Cacao" in Nicaragua gewonnen wird.

Die neue Sorte ist auf 2300 Tafeln limitiert. Zu kaufen gibt es sie vor Ort in Waldenbuch und im Onlineshop. In Österreich soll es sie beim Meinl am Graben in der Wiener Innenstadt geben - solange der Vorrat reicht.

(bsch)

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