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Besonderer Andrang bei Modeketten nach Lockdown-Ende

Schlange stehen nach dem Lockdown-Ende
Schlange stehen nach dem Lockdown-EndeAPA/ROLAND SCHLAGER
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Mode- und Sporthandel locken Kunden mit hohen Rabatten in die Geschäfte, doch nicht überall ist der Andrang groß. Bei Friseuren ist nach dem Lockdown-Ende ein Stadt-Land-Gefälle zu beobachten.

Nach sechswöchigem Corona-Lockdown haben Händler und körpernahe Dienstleister wie Friseure und Kosmetiker am Montag wieder aufgesperrt. Besonderer Andrang herrschte bei Modeketten, die mit hohen Rabatten wieder Kunden anlocken wollten, wie mehrere APA-Lokalaugenscheine ergaben. Viele andere Händler warteten noch auf zahlreiche Kundschaft. Friseure meldeten einen guten Andrang in Städten und aufgrund geringerer Corona-Testkapazitäten deutlich weniger Kundentermine am Land.

Wiens größte Einkaufsmeile, die Mariahilfer Straße, war am Vormittag gut besucht. Kundenschlangen bildeten sich vor manchen internationalen Mode- und Schuhketten. Den größten Andrang gab es bei der US-Kaufhauskette TK Maxx, mehr als 100 Personen warteten vor der Filiale auf Einlass. Bei vielen anderen Händlern mussten Einkaufswillige nicht auf Einlass warten. Auch in der Kärntner Straße und am Graben in der Wiener Innenstadt waren zahlreiche Menschen auf Shopping-Tour. Zu Schlangen vor dem Geschäft kam es nur bei einer internationalen Modekette und bei einem US-Elektronikhersteller. In der Lugner City im 15. Wiener Gemeindebezirk herrschte zu Mittag auch geschäftiges Treiben. Kundenschlangen bildeten sich nur vor zwei Geschäften, nämlich vor einer großen Modekette und einer Handelskette für Streetwear und Sneaker. In der Wiener Währinger Straße - einer Einkaufsstraße im 18. Bezirk - warteten noch einige Modeboutique-Betreiber auf Kundschaft, mehrere Friseure waren gut besucht.

Warteschlangen in der SCS

In Niederösterreich regelrecht gestürmt wurde ein Geschäft für Mode und Wohn-Accessoires im SCS Park in Vösendorf (Bezirk Mödling). Hier bildete sich am Vormittag eine mehrere hundert Meter lange Menschenschlange. Im Wiener Neustädter Fischapark verlief der Montag nach Angaben von Center-Manager Christian Stagl "verhalten und unaufgeregt". Gut besucht waren im Bundesland die Friseure, unter anderem in Zwettl. Das dürfte sich auch in den kommenden Tagen nicht ändern, die Telefone standen am Vormittag angesichts zahlreicher Terminanfragen kaum still, hieß es von Branchenvertretern.

Die Eisenstädter Fußgängerzone war am späteren Vormittag bereits wesentlich stärker frequentiert als in den vergangenen Wochen, die kleinen Boutiquen standen aber noch leer. Viel Betrieb herrschte bereits bei der Modekette H&M, an der Kasse bildete sich eine kleine Warteschlange - von Gedränge konnte aber keine Rede sein. Vor den Läden warten musste definitiv noch niemand, außer beim kleinen Bäckerladen, bei dem die Kunden nur einzeln eingelassen werden. Auch auf den Straßen und vor den Baumärkten war einiges los.

Schon mit Öffnung der Geschäfte um 9.30 Uhr in Oberösterreichs größtem Einkaufszentrum Plus City in Pasching (Bezirk Linz- Land) stauten sich am Montag die Autos bei der Einfahrt in die Tiefgarage. In der Shoppingmall hatten sich eine halbe Stunde später vor allem vor Textilketten lange Warteschlangen gebildet. Teilweise bis zu 100 Personen standen vor den Eingängen, ergab ein Rundgang. Die Kunden - wegen der Semesterferien viele junge Leute - verhielten sich jedoch diszipliniert, trugen FFP2-Masken und beachteten die Abstandsregeln. Auffällig war die erhöhte Präsenz der Polizei.

Ruhiger Start in Linz und Salzburg

Ruhiger ging es dagegen auf der Linzer Landstraße in der oberösterreichischen Landeshauptstadt zu. Einzig vor der Filiale einer Bekleidungskette, die wegen Insolvenz den Totalabverkauf eingeläutet hat, wartete bereits um 9.20 Uhr eine kleine Menschentraube auf Einlass. Auch später bildete sich dort immer wieder eine kurze Warteschlange. Zum Anstehen war es auch vor der Filiale eines Mobilfunkanbieters, eines Kaffeegeschäftes, einem Schuhladen und vor einer kleinen Bäckerei gekommen. Vor einem Handarbeitsgeschäft warteten ebenfalls drei Kundinnen geduldig, drinnen war wegen der 20-Quadratmeter-Regel pro Kunde nur eine Klientin erlaubt. Eine Verkäuferin beriet aber an der offenen Tür. Auch wenn der Abstand von zwei Metern nicht überall eingehalten wurde, oft war dies auch nicht möglich, war im Allgemeinen der Einkauf aber von Rücksicht und Verständnis für die Maßnahmen geprägt.

In der Stadt Salzburg ist die Handelsöffnung ruhig gestartet. Allerdings gab es Ausnahmen: Von einem "abnormal starken" Andrang berichtete gegen Mittag etwa ein Mitarbeiter von Intersport Cherny in Salzburg-Bergheim. Offenbar im Fokus der Kunden: Langlaufausrüstung. Im Einkaufszentrum Europark bildeten sich hingegen nur vereinzelt kurze Warteschlangen - vor der Modekette H&M, aber auch vor Modeschmuck-Geschäften und Parfümerieketten. "Es sind Semesterferien, bis jetzt waren vor allem junge Mädchen oder Schülerinnen da", erklärte eine Angestellte, die am Eingang dafür sorgt, dass nicht zu viele Personen gleichzeitig im Geschäft sind. "Ich glaube aber auch, dass heute viele Skifahren sind. Es hat frisch geschneit und das Wetter ist gut." Gut gefüllt waren heute auch die Parkplätze der Baumärkte Obi und Bauhaus, in der Linzergasse in der Salzburger Altstadt berichteten zwei Geschäftsinhaber eher von Zurückhaltung - Menschen warteten hier vor allem vor kleinen Fachgeschäften.

Die Friseure und Kosmetikinstitute in Graz waren gut gebucht, es gab weder einen Ansturm auf die Termine noch Warteschlangen vor den Geschäften. Vereinzelt mussten Kundinnen weggeschickt werden, weil sie keinen oder einen zu alten Coronatest hatten. Unfreundlicher fielen teilweise die Telefonate aus, bei denen sich Mitarbeiterinnen mitunter anhören mussten "ich lasse mich wegen Ihnen sicher nicht testen" oder auch "Corona gibt es gar nicht, das ist bis jetzt nie nachgewiesen worden". Am meisten zu tun hatten die Angestellten mit Kundinnen, die Friseur- und Kosmetiktermine zusammenlegen wollten, um nur einen Test zu benötigen, hieß es auf Anfrage.

Reger Betrieb hat am späten Montagvormittag auch in der Klagenfurter Innenstadt geherrscht. Trotz Nieselregens bildeten sich vor einigen wieder geöffneten Geschäften Schlangen. Der Eindruck setzte sich auch im Einkaufszentrum City Arkaden fort: Hier waren es vor allem junge Kunden, die darauf warteten, in Handyshops und Elektronikgeschäfte gelassen zu werden oder an Imbissständen einen Snack zum Mitnehmen zu bekommen. Etwas verhaltener fiel dagegen der Betrieb in den Modegeschäften aus - Andrang herrschte hier vor allem in jenen Shops, die besonders große Rabatte versprachen. Disziplin herrschte beim Lokalaugenschein, was die Einhaltung der Maskenpflicht anging. Auffallend war die große Zahl der Personen, die auch im Freien mit FFP2-Maske unterwegs waren.

Auch in der Innsbrucker Innenstadt ist die Rabattschlacht in vollem Gange. Modegeschäfte locken mit satten Rabatten und rufen mit auffälligen Schildern oder Fensteraufklebern den ultimativen "Sale" aus. Durchaus mit Achtungserfolgen, denn in der gut frequentieren Maria-Theresien-Straße lässt sich der eine oder andere in ein Geschäft locken. Der ganz große Ansturm auf den Winterschlussverkauf lässt sich aber nicht feststellen. Vorarlbergs größtes Einkaufszentrum - der Messepark in Dornbirn - war am Montag gut besucht, ein großer Ansturm blieb aber aus. So waren etwa die Parkplätze gut besetzt, freie standen dennoch in mehr als ausreichendem Ausmaß zur Verfügung. Bei einem Lokalaugenschein verhielten sich die Besucher sehr diszipliniert, vor den kleineren Geschäften bildeten sich aufgrund der Quadratmeterbeschränkung kürzere oder längere Warteschlangen.

Kritik von SPÖ und aus Bayern

Nicht alle halten die Öffnungen für den richtigen Schritt. SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner sieht die Lockerungen angesichts hoher Infektions- und der niedrigen Impfzahlen als "großes Risiko". Auch die in Bayern regierende CSU kritisiert die Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen in Österreich. "Österreich und Tschechien gefährden mit ihrer unverantwortlichen Öffnungspolitik unsere Erfolge in Deutschland", kritisierte CSU-Generalsekretär Markus Blume in der "Bild am Sonntag". Zuvor hatte bereits Bayerns Ministerpräsident Markus Söder vor einer "überstürzten Lockerung" in Österreich gewarnt.

Die heimischen Handelsvertreter verweisen auf "strenge Hygiene-und Sicherheitsmaßnahmen". Im Handel müssen Kunden und Mitarbeiter mit Kundenkontakt eine FFP2-Maske tragen und im Kundenbereich gilt ein Mindestabstand von 2 Metern. Körpernahe Dienstleister und Gesundheitsdienstleister mit Kundenkontakt sind verpflichtet, spätestens alle sieben Tage einen negativen Coronatest vorzuweisen. Fehlt der Test, müssen die Beschäftigten anstatt eines Mund-Nasen-Schutzes eine FFP2-Maske tragen. Für den Besuch von Friseuren & Co ist ein negativer Coronatest notwendig, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Es gelten nur die Ergebnisse von offiziellen PCR- oder Antigen-Tests, Selbsttests inklusive Schultests sind laut Gesundheitsministerium nicht gültig. Für Gesundheitsdienstleistungen sind keine Zutrittstests notwendig.

Im Handel gilt ab heute eine Beschränkung von 20 Quadratmetern anstatt 10 Quadratmetern pro Kunde, bei körpernahen Dienstleistungen sind 10 Quadratmeter pro Kunde vorgeschrieben. Überraschend hatte am Freitag das Gesundheitsministerium erklärt, dass die 20-Quadratmeter-Regel ab Montag auch für Supermärkte und Geschäfte des täglichen Bedarfs gilt, die auch während des Lockdowns offen hatten. Zeitlich sind die Öffnungszeiten nach wie vor auf 19 Uhr beschränkt.

Der Bundesinnungsmeister der Friseure in der Wirtschaftskammer, Wolfgang Eder, ortet bei den Coronatests ein Stadt-Land-Gefälle: Kollegen aus ländlichen Gebieten hätten ihm von Absagen durch Kunden berichtet, weil diese keinen Test vorweisen konnten. Am Land, wo es weniger Testmöglichkeiten gebe, hätten ihm Kollege berichtet, dass bis zu 60, 80 Prozent der Kunden abgesagt hätten, weil sie keinen Test machen konnten oder wollten. Für eine richtige Beurteilung der Lage sei es aber noch viel zu früh. Der Innungsmeister erwartet, dass die ersten zwei Wochen insgesamt gut verlaufen werden - wohl wegen dem Nachholbedarf vieler Kundinnen und Kunden. Es gebe aber immer auch Menschen, die die Vorschriften nicht mittragen, gab er zu bedenken. Daher müsse man sehen, wie sich die Kundenfrequenz weiter entwickle.

(APA)

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