Quergeschrieben

Thomas Drozda und die langen Schatten der Vergangenheit

IBIZA-U-AUSSCHUSS: DROZDA
IBIZA-U-AUSSCHUSS: DROZDAAPA/HELMUT FOHRINGER
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Einen Tag nach dem Publikwerden eines RH-Rohberichts über seine Tätigkeit als Burgtheater-Geschäftsführer kehrt Thomas Drozda der Politik den Rücken.

Nun verlässt also der Kultursprecher der SPÖ, Thomas Drozda, die politische Bühne. Er fliegt nicht sehr weit hinaus in die weltweite freie Marktwirtschaft, sondern landet am 1. April sanft in der Vorstandsetage der Arwag Holding AG, einem mit der Stadt Wien eng verbandelten Immobilienunternehmen: Beteiligt sind Wien-Holding, Erste Bank, Wiener Städtische Versicherung und der Fonds für temporäres Wohnen, der 1971 von der Stadt Wien und den Sozialpartnern (AK und WK, IV und ÖGB) gegründet wurde. Drozdas Rücktrittsankündigung kam zur rechten Zeit. Tags zuvor zitierte Thomas Trenkler im „Kurier“ aus einem Rechnungshof-Rohbericht, der Drozdas Tätigkeit als Geschäftsführer des Burgtheaters zwischen 1999 und 2008 zum Inhalt hatte. Beauftragt mit der Prüfung wurde das Kontrollgremium 2019 von der türkis-blaue Koalition.

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Schon 2014 hatte der damalige SP-Kulturminister Josef Ostermayer den RH mit der Prüfung des burgtheatralen Rechnungs(un)wesens betraut – allerdings nur für die Jahre 2008 bis 2014, als Matthias Hartmann künstlerischer Direktor war und Silvia Stantejsky (auf ausdrücklichen Wunsch ihres Ex-Chefs Drozda) als Geschäftsführerin fungierte. Beide wurden nach Auffliegen eines Mega-Finanzskandals gefeuert, Stantejsky im November 2013 von SP-Kulturministerin Claudia-„Ich-gehe-mit-großer-Grandezza“-Schmied, Hartmann im März 2014 von Ostermayer. Der Rechnungshof prangerte Misswirtschaft und Kontrollversagen auf allen Ebenen vom Theater über die Bundestheaterholding bis ins Ministerbüro an. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft stellte nach vier Jahren die Ermittlungen ein. Hartmann, der stets beteuert hatte, dass die Malversationen lange vor seinem Amtsantritt begonnen hätten, ja, er sie überhaupt erst ans Tageslicht befördert habe, einigte sich 2018 mit seinem Ex-Arbeitgeber auf Verschwiegenheit und Geld. Silvia Stantejsky wurde Ende Jänner 2020 (nicht rechtskräftig) zu zwei Jahren bedingter Haft sowie zur Rückzahlung von 320.000 Euro verurteilt.

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