Warten und Kulturschaffen

Kultur in der Warteschleife

Die Intervention von Jakob Lena Knebl im Genfer Musée d’art et d’histoire.
Die Intervention von Jakob Lena Knebl im Genfer Musée d’art et d’histoire.Julien Gremaud
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Wie beeinflussen Verschiebungen, Pausen und Abbrüche kreative Prozesse? Kulturschaffende aus verschiedenen Disziplinen geben Antworten.

Zwischen vor und zurück, ja, vielleicht und leider doch nicht, Pforten öffnen und Schotten dichtmachen oszilliert seit bald einem Jahr der gesamte Kulturbetrieb. Das hat, in erster Linie natürlich und am dringendsten, dramatische Auswirkungen auf das Leben vieler Kunstschaffender und anderer an diesem Räderwerk beteiligter Personen. Die Unsicherheit, das Verschieben und dennoch Gefasst-sein-Müssen auf einen Zwischendurch-Neustart beeinflussen aber auch kreative, künstlerische, konzeptuelle Prozesse.
Wie geht eine Kunstbiennale-Pavillongestalterin mit der Verschiebung um ein Jahr um, wie ein stets nah an der Gegenwart arbeitender Theatermacher? Wie geht es einer Regisseurin, die gleich im ersten Lockdown einen Dreh abbrechen und den Produktionsbeginn eines Kinofilms vorziehen musste, und was denkt eine Festivalverantwortliche, die ihre Veranstaltung der Planungssicherheit wegen ebenfalls um ein Jahr verschob? Das „Schaufenster“ hat sich umgehört.

Schwung bewahren

Geduld, sagt Jakob Lena Knebl, sei a priori nicht in ihrer Persönlichkeit angelegt. „Das ist mir leider nicht gegeben“, stellt sie fest. „Ich arbeite gern unter Druck und brauche einen Anlass, um in die Gänge zu kommen.“ In einer coronafreien Welt hätte dieser Tage der österreichische Pavillon in den Giardini fertiggestellt werden müssen. Nun findet aber die Kunstbiennale in Venedig nach derzeitigem Stand erst im Frühling 2022 statt, ihren Platz hat die aus dem letzten Jahr herübergewanderte Architekturbiennale eingenommen. „Das Verschieben und Adaptieren des Ursprungskonzepts an sich ist kein Problem, aber man muss schon aufpassen, dass man den Schwung nicht verliert“, sagt Knebl. „Vieles ist ja weiterhin offen. Die Architekturbiennale wäre quasi ein Testlauf für die Kunstbiennale. Wenn sie aber noch einmal verschoben wird, weiß derzeit niemand, ob dann die Kunst auf 2023 wandert – oder ob beide zeitgleich stattfinden würden.“

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