Die Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (AWS) übernimmt in Zukunft den Betrieb. Das viel kritisierte Projekt soll nicht in seiner derzeitigen Form weitergeführt werden. Außerdem soll das digitale Kaufhaus doppelt so teuer gewesen sein, wie ursprünglich vom Ministerium kommuniziert.
Erst Ende November wurde Kaufhaus Österreich von Wirtschaftsministerium und Wirtschaftskammer ins Leben gerufen. Mit einem angesichts der coronabedingten Lockdowns redlichen Ziel. Nämlich, die heimischen Händler im Internet besser auffindbar zu machen und Menschen zum Onlinekauf bei regionalen Firmen zu bewegen.
So weit, so gut. Nicht einmal drei Monate später ist jetzt auch schon wieder Schluss mit der Plattform. Zumindest in seiner derzeitigen Funktion. Künftig solle die aws den Betrieb der Plattform übernehmen, bestätigte das Wirtschaftsministerium gegenüber der „Presse”. Der Schwerpunkt auf die Plattform solle „als integrierender Bestandteil einer umfassenden E-Commerce-Strategie für Unternehmen, insbesondere KMU, gelegt werden”, heißt es aus dem Ministerium. Die aws, die über Instrumente wie Garantien, Kredite und Zuschüsse verfügt, wurde „von ihren Eigentümern beauftragt, diese Plattform zu betreiben.”
Ein Kaufhaus, in dem niemand einkaufen kann
Am Papier klang das Konzept nach einer runden Sache. Das am 30. November 2020 ins Leben gerufene Kaufhaus Österreich sollte die Onlineshops der heimischen Händler besser auffindbar machen und sie im Kampf gegen die internationale Konkurrenz unterstützen. Nun dürfte das Projekt allerdings schon wieder vom Netz genommen werden. Das berichten etwa „Standard” und „Kurier” am Montagabend unter Berufung auf das Onlineportal „Der Börsianer”. Wirklich überraschend ist das nicht. Von Anfang an hagelte es Kritik an dem Portal.
Ein Umstand, der dem Kaufhaus Österreich in der Vergangenheit viel Kritik und Spott einbrachte, ist die Tatsache, dass man im Kaufhaus Österreich nicht direkt Produkte kaufen kann. Vielmehr handelt es sich dabei um eine Linksammlung, die zu den jeweiligen heimischen Onlineshops führt. Allerdings würden diese Verlinkungen nicht selten in das digitale Nirvana führen.
Außerdem liefere die Suche nach Kategorien unbrauchbare Resultate, so die Reaktionen der Nutzerinnen und Nutzer. Bei Gesamtkosten von 627.000 Euro für das Projekt stößt dieser Umstand auf wenig Verständnis. Laut Börsianer kostete das Projekt inklusive Werbung und E-Commerce-Aktivitäten in Summe sogar 1,26 Millionen Euro – fast das Doppelte vom ursprünglich kommunizierten Preis.
Das Ministerium darf nicht, die Wirtschaftskammer will nicht
Nun dürfte das KH Österreich wieder seine Pforten schließen. Neben der ausbaufähigen Umsetzung hat dies auch rechtliche Gründe: Das Wirtschaftsministerium darf keinen kommerziellen Marktplatz betreiben. Und die Wirtschaftskammer? Die will das Kaufhaus Österreich schlicht und einfach nicht weiter betreiben, wie aus dem Bericht im „Börsianer” hervorgeht.
In Zukunft soll das Kaufhaus Österreich nur noch als Firmenverzeichnis fungieren. Das Projekt ist offenbar gescheitert.
(ham)