Kolumne „Führungsfehler“. Sie checkte nie nach, was ihre Assistentin übersetzte. Deren Englisch war gut.
Der Brexit ändert vieles. Auch Entsendungen interner Mitarbeiter nach Großbritannien. „Bereiten Sie mir doch bitte einen Überblick über die Visa-Formen vor, die es für Österreicher gibt“, bat die Konzernpersonalchefin ihre Assistentin. „Ich will ihn morgen beim ConfCall präsentieren.“
Die Assistentin machte sich ans Werk. Fachkräftevisum, Expertenvisum, Sondervisum, alles fand sie auf der Website der britischen Regierung.
Sie übersetzte es, kompetent wie immer. Nur ein Fehler unterlief ihr: Sie ließ "Home Office" unübersetzt, wie in Österreich üblich. Hier war aber das britische Innenministerium damit gemeint.
Da stand dann also: „Für ein Fachkräftevisum brauchen Sie die fixe Jobzusage eines britischen Arbeitgebers, der Arbeit im Home Office vergeben darf.“
Richtig wäre gewesen: „… der vom britischen Innenministerium berechtigt wurde, Dienstnehmer aus der EU einzustellen.“
So staunten am nächsten Tag die anwesenden Expats-to-be nicht schlecht, dass man auf der Insel zum Vergeben von Arbeit daheim eine eigene Berechtigung braucht. Der eine oder andere hatte eine Idee, was wirklich gemeint war, behielt sie aber für sich. Keiner wollte die Personalchefin reizen.
Für die Assistentin gilt die Unschuldsvermutung: Die Woche davor hatte sie die neuen gesetzlichen Home-Office-Regeln in Österreich aufbereitet. Ein wenig Kontrolle hätte trotzdem nicht geschadet.
Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Führungsfehler im engeren Sinn (Mitarbeiterführung) und im weiteren (Organisationsführung). Wenn Sie einen Führungsfehler loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com
Ähnlichkeiten mit realen Personen und Organisationen sind zufällig und nicht beabsichtigt.