Morgenglosse

Heinz Faßmanns Teilerfolg

Ohne die vom Bildungsminister beschafften Tests wäre die Schulöffnung nicht möglich.

Bisher hielt Bildungsminister Heinz Faßmann die Frage, wer wen „overruled“, also überstimmt hat, für „ganz nachrangig“. Verständlich. Denn seit Ausbruch der Pandemie hat er eigentlich immer den Kürzeren gezogen. Den Schulweg haben andere vorgegeben.

Zumindest hat der Minister auf diesem langen Atem bewiesen. Mittlerweile sitzen die Kinder wieder in der Schule (vorerst nur in Wien und Niederösterreich). Möglich ist das nur aufgrund der Testmaßnahmen gewesen. Und um die „Nasenbohrertests“ hat sich das Bildungsressort gekümmert.

Dabei ist weder die Beschaffung noch die Verteilung perfekt gelaufen. Und auch die Zuverlässigkeit der Tests lässt zu wünschen übrig. Man wird nur 50 Prozent der asymptomatisch infizierten Kinder finden. Man kann das nicht leugnen – aber anders sehen. Immerhin wird man viele Symptomatische und die Hälfte der Asymptomatischen finden. Vielleicht kann man so auch Familiencluster, die sich sonst ungestört ausgebreitet hätten, entdecken.

Doch nicht nur insofern kann man die Schulöffnung als einen Teilerfolg für Faßmann werten. Es lassen sich dafür auch viele soziale Gründe finden. Mitunter ist die psychische Belastung der Schüler groß gewesen. Die Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie hat zuletzt Alarm geschlagen. In dem Bereich komme es ob des großen Andrangs schon jetzt zur viel gefürchteten Abweisung von Patienten.

Die Ungewissheit bleibt jedenfalls. Angesichts der Öffnungen und der Mutation werden die Infektionszahlen steigen. Dann wird Faßmanns Teilerfolg rasch wieder „ganz nachrangig“ sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2021)

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