Österreichs Preis für einen starren Arbeitsmarkt

(c) EPA (MARTIAL TREZZINI)
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Österreich verliert im internationalen Wettbewerb an Boden. Die Alpenrepublik rutscht im alljährlichen WEF-Ranking der Wettbewerbsfähigkeit um einen Platz auf den 18. Rang ab und wird von Katar überholt.

Genf(auer). Österreich verliert im internationalen Wettbewerb an Boden. Im alljährlichen Ranking des renommierten Davoser Weltwirtschaftsforums (WEF) rutscht die Alpenrepublik um einen Rang auf den 18. Platz zurück (siehe Grafik) und wird von Katar überholt. Vor zwei Jahren lag Österreich noch auf dem 14. Rang.

Die Gründe dafür sind – neben der schwer beeinflussbaren Kleinheit des Marktes – in erster Linie auf politischer Seite zu suchen. So bemängeln die Autoren etwa die hohe Steuerbelastung (nur 20 von 139 untersuchten Ländern schneiden hier schlechter ab), den fehlenden Schutz von Investoren (Rang 109) oder die hohe Staatsverschuldung (112). Auch die hohe staatliche Regulierung und das mangelnde Vertrauen der Bevölkerung in die Politiker werden negativ bemerkt.

Der größte Dorn im Auge der Experten des WEF ist aber die fehlende Effizienz am heimischen Arbeitsmarkt. So fanden sie unter 139 untersuchten Ländern keinen anderen Staat mit einer geringeren Flexibilität bei der Lohngestaltung als in Österreich. Was manche Arbeitnehmer (und vor allem deren Funktionäre) bejubeln mögen, ist für den Wirtschaftsstandort Österreich freilich keine allzu gute Nachricht.

Auf der Habenseite finden sich, wie gewohnt, ein gutes Straßennetz, ein funktionierender Schutz der Eigentumsrechte und eine hervorragende Krankenversorgung. Auch der Bildungsbereich kommt vergleichsweise glimpflich davon. Lediglich die niedrige Rate an Uniabsolventen und eine schwache naturwissenschaftliche Ausbildung werden bemängelt.

Die Studie, die jährlich erstellt wird, basiert auf einer Kombination aus „harten“ Wirtschaftsdaten und den „weichen“ Ergebnissen einer Meinungsumfrage bei Unternehmensführern. In einem vergleichbaren Ranking des Schweizer Instituts für Management-Entwicklung (IMD) kletterte Österreich heuer um zwei Plätze auf den 14. Rang nach oben.

Deutschland verbessert sich

Frappant fällt der Absturz der Alpenrepublik im WEF-Ranking vor allem im Hinblick auf die deutschen Nachbarn aus. Die Bundesrepublik konnte sich in der gleichen Zeit um zwei Ränge verbessern und rangiert nun auf dem fünften Platz, knapp hinter den Vereinigten Staaten, die zwei Plätze einbüßen mussten. Die Autoren würdigten die Rolle Deutschlands als „Konjunkturmotor“ der Europäer. Lediglich am Arbeitsmarkt orten sie auch in Deutschland Probleme: Vor allem der starke Kündigungsschutz wurde kritisiert.

Die USA rutschten innerhalb nur zweier Jahre vom ersten auf den vierten Platz ab. Die größten Schwachpunkte sind das mangelnde Vertrauen der Bevölkerung in die Politiker und die hohe Staatsverschuldung, für die das WEF dringend eine „Exit-Strategie“ forderte. Die Unternehmen und Forschungseinrichtungen gehörten unterdessen weiterhin zu den besten der Welt. China verbesserte sich als bestes BRIC-Land vom 29. auf den 27. Platz.

Auf dem ersten Rang thront heuer zum zweiten Mal in Folge die Schweiz. Dem Land wird vor allem Innovationskraft und eine gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft bescheinigt. Hinzu kommen hohe Forschungsausgaben der Unternehmen und ein leistungsfähiger Arbeitsmarkt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2010)

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