Coronavirus

"Zu spät", "zu optimistisch": Von der Leyen räumt Fehler bei Impf-Management ein

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärt den EU-Parlamentsabgeordneten ihre Sicht der Dinge auf die Impfstoff-Verteilung und -Beschaffung in der EU.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärt den EU-Parlamentsabgeordneten ihre Sicht der Dinge auf die Impfstoff-Verteilung und -Beschaffung in der EU.REUTERS
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Die EU-Kommissionspräsidentin will die Zulassung von Corona-Impfstoffen beschleunigen. Nächste Woche soll dem EU-Parlament außerdem ein Plan gegen die Ausbreitung von Coronavirus-Mutationen vorgelegt werden.

"Wir waren spät dran bei der Zulassung." Und: "Wir waren zu optimistisch bei der Massenproduktion. Und vielleicht waren wir uns zu sicher, dass das Bestellte auch tatsächlich pünktlich geliefert wird." EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gesteht bei ihrer Rede im EU-Parlament am Mittwoch durchaus Fehler in der Impfstoff-Strategie der Europäischen Union ein. Doch sie erklärt auch, die Zulassung der Corona-Vakzine in Europa künftig beschleunigen zu wollen. Von der Leyen wird teilweise heftig kritisiert, weil die EU-Kommission für die Bestellung des Corona-Impfstoffs zuständig ist und vorerst nur wenig davon zur Verfügung steht. 

Nun soll aber alles besser werden: Zum einen solle die EU-Arzneimittelagentur EMA schneller die Daten klinischer Impfstofftests bekommen, sagte die konservative Politikerin. Dazu werde ein europäisches Netzwerk gegründet. Zum anderen arbeite die Gesundheitskommissarin an einem Rechtsrahmen, um die Impfstoffe so rasch wie möglich zu untersuchen.

Taskforce soll Ausbau der Produktion vorantreiben

Gleichwohl bekräftigte von der Leyen, dass die gemeinsame Beschaffung und die gründliche Überprüfung vor der Zulassung durch die EMA richtig seien. Hätten sich nur einige große Mitgliedstaaten die Vakzine alleine gesichert und der Rest wäre leer ausgegangen, wäre dies "das Ende unserer Gemeinschaft" gewesen.

Zudem habe die Impfkampagne inzwischen Fahrt aufgenommen, sagte von der Leyen. Mehr als 17 Millionen Menschen in Europa seien inzwischen geimpft. Eine Taskforce kümmere sich um den gezielten Ausbau der Impfstoffproduktion.

Die EU-Kommission werde zudem nächste Woche einen Plan zur Vorbereitung auf die Gefahr durch Virusmutationen vorlegen. EU-Vorschriften müssten angepasst werden, nötig seien zudem mehr gezielte Tests mit Genom-Sequenzierung. Für die Impfstoffproduktion sei mehr Koordinierung auch beim Nachschub der Rohstoffe erforderlich. Mit nur 250 Gramm bestimmter synthetischer Moleküle könnten eine Million mehr Impfstoffdosen produziert werden.

Abgeordnete sollen Lieferverträge prüfen können

Nach Kritik aus dem Europaparlament machte von der Leyen zwei weitere Zusagen: Sie wolle alles tun, damit die Abgeordneten die Lieferverträge prüfen könnten, und sie wolle eine Kontaktgruppe mit dem Parlament für besseren Informationsaustausch einrichten.

ÖVP-Delegationsleiterin im Europaparlament Angelika Winzig forderte unterdessen eine verbesserte und effizientere Verteilung und Lieferung der Impfstoffe. "Dahingehend schlägt die Europäische Volkspartei unter anderem einen 10-Milliarden-Euro-Investitionsplan für die Förderung der Impfstoffherstellung innerhalb der EU vor", teilte Winzig in einer Aussendung mit. Alexander Bernhuber, ebenfalls EU-ÖVP-Mandatar, bezeichnete unterdessen die Produktionsprobleme der Hersteller und die Lieferverzögerungen in Europa als "inakzeptabel".

Andreas Schieder, SPÖ-EU-Delegationsleiter, und der SPÖ-EU-Abgeordnete Günther Sidl, kritisierten in einer Aussendung "die mangelhafte Transparenz bei den Verhandlungen" und forderten die Offenlegung der Verträge. Gerade jetzt müsste die EU-Kommissionspräsidentin "Probleme ansprechen und Perspektiven aufzeigen, das hat sie lange verabsäumt". Auch bemängelten sie den Impfstart hierzulande: "Bei aller berechtigten Kritik versuchen manche Mitgliedstaaten - auch Österreich - wieder einmal die EU zum Sündenbock für das eigene Versagen zu machen."

(APA/dpa)

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