Quergeschrieben

Gewalt fängt im Kleinen an: Wir übersehen zu viele „rote Flaggen“

Die Frauenhäuser mussten nach Anschuldigungen gegen die Darsteller das Video ihrer Anti-Gewalt-Kampagne ändern. Die Botschaft ist dennoch wichtig.

In der gemeinsamen Wohnung in Wien Favoriten erstach ein 52-Jähriger vergangene Woche seine 45-jährige Ehefrau mit einem Gemüsemesser. Wenn Gewalt an Frauen eskaliert, schafft sie es in die Schlagzeilen. Doch das ist die Spitze des Eisbergs, wie die Anti-Gewalt-Kampagne des Vereins Autonome Frauenhäuser (AÖF) und der Männerberatung zeigt – in mehr als einer Hinsicht.

Aber von Anfang an: Ebenfalls vergangene Woche wurde der gemeinsam produzierte Videoclip der Kampagne veröffentlicht. Sechs Schauspieler kommen darin zu Wort, die jene typischen „Ausreden“ („Eigentlich hast du deine Eifersucht unter Kontrolle“) wiedergeben, die Schritt für Schritt Gewalt ermöglichen. Das Video wurde in den sozialen Medien und im Fernsehen gezeigt – bis Gewaltvorwürfe gegen zwei der sechs Darsteller laut wurden. Die Betroffenen, darunter nicht nur Frauen, meldeten sich beim AÖF und machten die Anschuldigungen teilweise auch auf den sozialen Medien publik.

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Oft wird in solchen Fällen kritisiert, mutmaßliche Täter würden an den Pranger gestellt, da sie online namentlich genannt werden. Von Lynchjustiz ist dann die Rede, eine ruinierte Karriere, ein zerstörtes Leben werden befürchtet.

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