Porno-Mogul

„Hustler“-Gründer Larry Flint starb mit 78

Sorgte mit seinen Magazinen für Skandale und wollte selbst Skandale aufdecken: US-Verleger Larry Flynt ist gestorben.
Sorgte mit seinen Magazinen für Skandale und wollte selbst Skandale aufdecken: US-Verleger Larry Flynt ist gestorben. (c) Getty Images (David Livingston)
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Der Gründer des Erotik-Magazins "Hustler" ist tot. Das Überraschendste an ihm: Er war kein Konservativer.

Das musste ja so kommen. Neben dem „Playboy“, der außer Nackten Lesestoff für den Herren von Welt bot, musste auch das Mannsbild zu seinem Recht kommen: Larry Flint, 1942 geboren im ländlichen Kentucky als ältestes Kind eines Farmpächters, betrieb mit seinem Bruder Stripclubs in Ohio, bevor er 1974 den „Hustler“ gründete. Der Titel stammt vom englischen Zeitwort drängen, man kann sich vorstellen, was hier wohin drängt. Hustler bedeutet aber auch Gauner, Stricher. Die Sexzeitschriften, die früher eher im Verborgenen geblüht hatten, florierten im Rampenlicht im Zuge der 1968er-Revolution.

Einerseits, andererseits: Im prüden Amerika blieb sexuelle Offenherzigkeit ein Tabu, dementsprechend groß war und ist die Scheinheiligkeit. Der „Hustler“, der wohl an die Tradition des Pin-ups im Spind des Soldaten anknüpfte, Larry Flint ging bereits als Teenager zum Militär und blieb dort bis 1964, zeigte als Spezialität „alles“, die Anatomie der Geschlechtsteile für Hochglanz arrangiert.

Bereits 1978 ereignete sich ein Einschnitt in Larry Flints Leben: Bei einem Attentat wurde er schwer verletzt und blieb von der Hüfte abwärts gelähmt, viele Jahre war er von Schmerzmitteln abhängig. Flint war trotzdem fünfmal verheiratet. Der „Hustler“, der bewusst die Konkurrenz „Playboy“ und „Penthouse“ mit Geschichten aus der Schmuddelecke ins Visier nahm, darunter Nacktfotos, die Paparazzi von der ehemaligen First Lady der USA, Jacqueline Kennedy-Onassis „schossen“, setzte sich durch - obwohl sich die Betrachtung von Sexualität stark änderte.

Frauen wollte nicht mehr Objekte männlicher Begierde oder gar Gewaltanwendung sein und wehrten sich gegen jede Form von Belästigung oder Nötigung. Gleichzeitig wurde erotische Kleidung immer mehr Teil der Mode. Doch im Untergrund bleibt wohl die Männerfantasie was sie immer war und Voyeurismus ist ein wichtiges Element der Sexualität. Larry Flint war in zahlreiche Prozesse zur Regulierung der sexuellen Freizügigkeit in den USA verwickelt, ein Repräsentant des wieder auflebenden Machismo war er nicht. Flint kämpfte, auch vor Gericht, für Meinungsfreiheit und positionierte sich gegen das konservative Establishment.

2017 schaltete er in der "Washington Post" eine ganzseitige Anzeige, in der er ein Preisgeld von zehn Millionen Dollar für kompromittierende Informationen über den damaligen US-Präsidenten Donald Trump bot. Mit den Informationen wollte er eine Amtsenthebung Trumps vorantreiben. Ähnliches hatte er auch schon einmal mit dem ehemaligen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney versucht.

"R.I.P. Larry Flint": Ein Schriftzug vor einem Hustler-Club in Las Vegas.
"R.I.P. Larry Flint": Ein Schriftzug vor einem Hustler-Club in Las Vegas.(c) Getty Images (Ethan Miller)

Mit dem Film "Larry Flynt - Die nackte Wahrheit" zollte Oscar- Preisträger Milos Forman ("Einer flog über das Kuckucksnest", "Amadeus") Flynts Gratwanderungen  Tribut. Bei der Berlinale 1997 gab es für die Arbeit den Goldenen Bären. Dem echten Flynt gefiel die Verfilmung seines Lebens und auch deren Hauptdarsteller Woody Harrelson. Er fühle sich geehrt. In Los Angeles ist Flint, der seine Autobiografie unter dem Titel An Unseemly Man: My Life as Pornographer, Pundit, and Social Outcast veröffentlicht hat, nun mit 78 Jahren gestorben.

(bp)

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