Interview

EMA-Chefmediziner: "Könnten binnen weniger Monate adaptierte Impfstoffe zulassen"

Archivbild aus einem slowenischen Impfzentrum.
Archivbild aus einem slowenischen Impfzentrum.(c) Getty Images (Matic Zorman)
  • Drucken

Der Chefmediziner der Europäischen Arzneimittelagentur Hans-Georg Eichler über Kritik an der Geschwindigkeit der Behörde, Mutanten und Sputnik V.

Die Presse: Kanzler Sebastian Kurz hat die EMA „langsam und bürokratisch“ genannt. Hat er Recht? Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will die Zulassung von Covid-Impfstoffen beschleunigen.

Hans-Georg Eichler:
Darf ich daran erinnern, dass es noch vor wenigen Monaten geheißen hat, die Gefahr sei, dass die EMA zu schnell arbeitet? Dass Rasch-Rasch-Zulassungen Wasser auf die Mühlen der Impfskeptiker wären? Deshalb gab es den Konsens, dass wir in Europa keine Notfallzulassungen, sondern ein Standardverfahren durchführen, damit wir sichere und wirksame Impfstoffe haben. Nun hören wir, dass wir zu langsam sind. Ich denke, unsere Strategie war richtig und wir werden dabei bleiben. Das heißt nicht, dass wir nicht so schnell wie das verantwortungsbewusst möglich ist arbeiten müssen. Wir beschleunigen bereits den Prozess durch das rollende Bearbeitungsverfahren, bei dem wir den Firmen erlauben, uns laufend Datenpakete zu schicken und nicht erst ein Gesamtpaket zum Schluss. Und wir überlegen bereits mit anderen Registrierungsbehörden, wie wir künftige Impfstoffe, die vermutlich Variationen der jetzigen sein werden, möglichst rasch zulassen.

Könnten diese rolling reviews der Normalfall werden?

Sie sind sinnvoll, wenn ein hoher Therapiebedarf besteht und die Daten vielversprechend sind.  Aber sie sind sehr arbeitsaufwändig und wir haben begrenzte Ressourcen. In Notfallsituationen wie dieser bündelt man alle Kräfte, aber auf Dauer kann man das nicht leisten.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

"Es ist wichtig zu untersuchen, wie Kinder und Jugendliche auf den Impfstoff reagieren, da einige Kinder von einer Impfung profitieren könnten", sagte Andrew Pollard.
Großbritannien

Universität Oxford testet Impfstoff von AstraZeneca an Kindern

Das Vakzin soll an 300 Freiwilligen zwischen sechs und 17 Jahren getestet werden. Die Rolle von Kindern bei der Übertragung des Coronavirus ist noch unklar.
Symbolbild: Spritze für die Impfung gegen das Coronavirus
Inititative

"Es hat keinen Sinn, auf einen anderen Impfstoff zu warten"

Die Gruppe der "Impf-Enthusiasten" in Österreich wächst, betont die Initiative "Österreich impft". Die vorhandenen Impfstoffe wirken gut gegen die britische Mutante. Keine Impfung sei daher "keine Alternative".
Bei anderen, außerhalb von Österreich zugelassenen Impfstoffen bestehen noch Bedenken wegen fehlender Studiendaten.
Coronavirus

Experten betonen Wirksamkeit von Impfstoffen gegen Großteil der Mutationen

"Auf was Besseres warten macht keinen Sinn", sagt Virologe Krammer. Alle drei in Österreich verwendeten Impfstoffe würden "gegen den Großteil der in Österreich zirkulierenden Viren" gut schützen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.