Gegengift

Hausdurchsuchungen, so schonend wie ein Nasenbohrer-Test

Nasenbohrer-Test
Nasenbohrer-TestAPA/ANJA OBERKOFLER
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Wenn ein Minister daheim Besuch von Staatsanwälten bekommt, klingt das nach einem spektakulären Event. Aber das muss es nicht sein.

Der abgebrühte Lesekreis Thriller mit Niveau im Keller des Gegengifts ist schockiert: eine Hausdurchsuchung! Beim Finanzminister! Wenn das üblich wird, ist bald niemand mehr vor Ordnungshütern sicher, die in Österreich die Wirtschaft schützen und die Korruption bekämpfen – oder umgekehrt. Dann könnte es sogar sein, dass strenge BeamtInnen in Präsidenten-Villen auftauchen, um Illegales zu suchen. Oder dass in mehr oder weniger bescheidenen Appartements von Bundeskanzlern gewühlt wird. Nicht einmal Heimstätten der Wiener Bürgermeister, die ja auch gelegentlich mit Ökonomie und Misswirtschaft zu tun haben, wären tabu. Wien bliebe nicht mehr ganz Wien.


Wir haben präventiv reagiert und unsere Krimi-Bibliothek gesichtet, um Bücher auszusortieren, die nur geborgt waren, dann aber mit nachlässiger Gebärde in die zweite Reihe der Regale gestellt und schlicht vergessen wurden (ehrlich, die bibliophile Ausgabe der Werke Raymond Chandlers ist bereits auf dem Postweg zurück!).

Nach dieser Säuberung fühlten wir uns fast sicher vor der WKStA. Um alle Zweifel zu beseitigen, haben wir noch den Rat einer Institution gesucht, der wir in prekären Grauzonen blind vertrauen. Was sagen die Wirtschaftskammern Österreichs zu solchen Aktionen? Ein Blick auf die Homepage wko.at klärt die Situation. Dort werden unter dem Eintrag „Die Hausdurchsuchung“ die Rechte und Pflichten des Betroffenen ausführlich aufgelistet. Wir machen es kurz, kommen zum Punkt: Liebe Volksvertreter, solch ein oppositionell wie medial begleiteter Event ist nicht so schlimm, vergleichbar mit einem Covid-Nasenbohrer-Test.

Laut WKO muss nämlich Folgendes beachtet werden:

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