Zeichen der Zeit

Zum 450. Todestag von Benvenuto Cellini: Holt die Saliera aus dem Museum!

Prunkvolle Automaten als optische Verfeinerung des hochherrschaftlichen Festessens. Saliera, entstanden zwischen 1540 und 1543.
Prunkvolle Automaten als optische Verfeinerung des hochherrschaftlichen Festessens. Saliera, entstanden zwischen 1540 und 1543.Erich Lessing/Picturedesk
  • Drucken

Cellinis goldenes Salzgefäß diente dem höfischen Bankett als kostbares Artefakt, es war Teil eines Gesamtkunstwerks, von Musik umschmeichelt, von edlen Speisen begleitet – und es lud, was längst vergessen scheint, zum Spielen ein.

Natürlich braucht man keinen besonderen Anlass, um von der Saliera zu erzählen, aber nachdem alle Vorhänge geschlossen bleiben und die Tore so lange gesperrt waren, kommt mir der 450. Todestag ihres Schöpfers gerade recht. Unser Radius hat sich schon so verkleinert, dass nichts anderes zu tun bleibt, als es den alten Forschern gleichzutun, die mithilfe geschliffener Gläser, ganz ohne sich selbst zu bewegen, zu den scheinbar verborgenen Schätzen ihrer Umgebung vorgedrungen sind. Deshalb: Benvenuto Cellini, der vor 450 Jahren, am 13. Februar 1571, in seiner Heimatstadt Florenz starb, und das Prunkstück der Kunstkammer, das alle Unbilden seiner abenteuerlichen Existenz bisher mit ungetrübter Heiterkeit überstanden hat. Wenngleich . . .

Im Gegensatz zum Eindruck, den sein chef d'oeuvre erweckt, war Cellini bekanntermaßen gefährlich explosiv. Ja, sogar mit dem Soldatenberuf kokettierte er, wie wir aus seiner abenteuerlichen Autobiografie erfahren, und er selbst hatte die Plünderung Roms durch Karl V. und seine Soldateska im Jahr 1527 mit einigem Erfolg als Bombardier an den Kanonen der Engelsburg aufseiten des Papstes überstanden. Für stille Einkehr war in diesem Leben also nicht viel freie Zeit, es sei denn in den Monaten der Kerkerhaft. Wofür – so fragt man sich unweigerlich bei diesen Räubergeschichten – brauchte irgendjemand just in dieser Zeit ein solches Salzfass? Noch dazu, wo ringsum die Welt in Krieg und Elend versank, regelmäßige Pestwellen die Städte entvölkerten und unzählige Menschen in Armut und Hunger starben.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.