Zeichen der Zeit

Hundert rote Schuhe

Berlin ein sicherer Hafen, Tel Aviv hitzig, sexy und gefährlich. So stellen sich für die Protagonistin in Mirna Funks Roman „ZwischenDu und Ich“ ihre beiden Heimatstädte dar. Und dann lernt sie in der israelischen Metropole Noam kennen – und damit das gewaltsame Erbe. Anrührend.

In „A Tale of Two Cities“ stellt der große britische Romancier Charles Dickens London und Paris einander gegenüber. London wirkt in Dickens' historischem Roman wie ein sicherer Hafen gegenüber dem von der französischen Revolution gebeutelten Paris. London wird zwar nicht wirklich als eine ideale Stadt geschildert, aber sie ist immerhin eine ohne Guillotine und ohne Köpferollen.

In Mirna Funks Roman „Zwischen Du und Ich“ ist Berlin der sichere Hafen und Tel Aviv wild, ungebändigt und außer Rand und Band. Berlin ist jedoch auch das ehemalige Zentrum des Nazi-Regimes. Damit ist die deutsche Hauptstadt eigentlich ein Ort des Schreckens für die jüdische Schriftstellerin und ihre ebenfalls jüdische Protagonistin, während Tel Aviv der Hafen sein sollte, wo Juden Sicherheit in einem eigenen Land finden wollten. In Tel Aviv werden jetzt mit dem System Iron Dome Hamas-Raketen am Himmel zerschmettert. Die 1981 in Ostberlin geborene Mirna Funk hat das in Tel Aviv erlebt, denn sie pendelt zwischen den beiden Städten und nennt als ihre eigentliche Heimat das Flugzeug, das sie hin und her bringt.

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