Zeichen der Zeit

Was ich lese: Michael Musalek

Ein guter Roman zeichnet sich durch ein vielschichtiges Schönes im Sinne eines apollinisch Wohlgefassten und -geformten, aber auch dionysisch Begeisternden und Faszinierenden aus: Beides treffen wir auf virtuose Weise komponiert im Spielmannskönig von Verena Keil-Budischowsky (Novum Verlag).

Die oberflächliche Schicht, gleichsam die Kruste, bildet eine spannende Kriminalgeschichte mit überraschenden Wendungen. In den darunterliegenden Schichten finden wir darüber hinaus hochinteressante Berichte über das Alltagsleben – die damalige Tages- und Arbeitsgestaltung, Essen und Trinken sowie kulturelle Veranstaltungen im mittelalterlichen Wien sowie sorgfältige Beschreibungen von Begegnungen und Beziehungen von Menschen mit unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmalen und Lebensschwerpunkten.

Nicht zuletzt werden uns im Handlungsstrom auch Tore in die religiösen Erlebenswelten und profanen Geisteswelten des Mittelalters geöffnet. Das „dunkle Mittelalter“ tritt damit für uns ins Licht, zumindest so weit, dass wir uns in die Lage versetzt sehen, nachempfinden und nachdenken zu können, was und wie Menschen damals gedacht und gefühlt haben, wie es um ihr Lebensgefühl bestellt war, welche Ängste und Sorgen sie getrieben haben, und welche Freuden, Genüsse und Lieben sie erfüllt haben.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.