Zeichen der Zeit

Norbert Gstrein: Drei Ehen für Jakob

Verschränkung von Wirklichkeit und Einbildung. Norbert Gstrein, 2019 mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet.
Verschränkung von Wirklichkeit und Einbildung. Norbert Gstrein, 2019 mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet.Neumayr/Picturedesk
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Wenn die Fiktion die Wirklichkeit stört: Wie ist eine Biografie zu erzählen? Darum dreht sich seit Langem Norbert Gstreins Poetik. In seinem Roman „Der zweite Jakob“ verschwimmen das Leben und die Rollen eines Schauspielers.

Am beginnenden 20. Jahrhundert revolutionierte Konstantin S. Stanislavskij die Theaterpraxis: Statt Schauspielerinnen und Schauspieler, wie seit dem 18. Jahrhundert üblich, auf sogenannte Rollenfächer festzuschreiben, die sie fortwährend auf der Bühne verkörperten (zum Beispiel der Intrigant, die Königin, der Bonvivant, die Soubrette), forderte Stanislavskij eine individuellere Rollengestaltung. Dafür sollten Schauspieler und Schauspielerinnen sich mit ihren Rollen identifizieren oder aus eigenen Lebenserfahrungen schöpfen, um Rollen überzeugend zu verkörpern. Diverse Forderungen umkreisen dabei das bis heute in der Schauspieltheorie diskutierte Verhältnis zwischen „Ich“ und „Rolle“ und damit auch zwischen Kunst und Wirklichkeit.

In vielen Romanen von Norbert Gstrein ist das komplexe Verhältnis zwischen Wirklichkeit und Fiktion von Bedeutung – auch in seinem jüngsten, „Der zweite Jakob“, in dem dieses Verhältnis eine neue Prägung erhält: Als Protagonisten wählt Gstrein einen Schauspieler. Zwei Handlungsstränge umkreisen die Figur und seine Schauspielerbiografie: Der erste spielt im Innsbruck der Gegenwart im Vorfeld von Jakobs 60. Geburtstag, anlässlich dessen ein Biograf Jakobs Lebensgeschichte in Buchform erzählen soll. Die zweite widmet sich einem Filmdreh in der amerikanisch-mexikanischen Grenzregion in den 1990er-Jahren. Jakob verkörperte in dem Film einen Grenzer.

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