Im Vordergrund ziehen der Fasching auf seinem Fass und die Fastenzeit (mit Bienenkorb am Kopf) gegeneinander in die Schlacht.
Alte Meister

Wenn Fasten gegen Fasten siegt

Bruegels Gemälde vom „Kampf zwischen Fasching und Fasten“ im Kunsthistorischen Museum erinnert uns an die verlorene Dramaturgie unseres Zeitgefühls.

Vom Fasching konnten wir heuer nur träumen. Mit dem Dienstag geht er zu Ende, ohne dass er stattgefunden hat. Verzicht wird von Verzicht abgelöst, man muss sich den üblichen Wechsel im Zeitgefühl also bewusst ins Gedächtnis rufen. Und wo erinnert man sich an solche (verlorenen) Kulturpraktiken besser als im Museum, den (sinnlichen) Speichern unserer Zivilisation.

Ausgerechnet einen der bedeutendsten Bilderschätze, die in Wien gehütet werden, können wir dieser Tage als Gedächtnisstütze bemühen: Den „Kampf zwischen Fasching und Fasten“, 1559 von Pieter Bruegel dem Älteren auf eine seiner großen baltischen Eichenholzplatten gemalt. Es ist eines von unglaublichen zwölf (von insgesamt nur 41 erhaltenen) Gemälden Bruegels, die im Kunsthistorischen Museum verwahrt sind, ausgestellt im berühmten „Bruegel-Saal“ der Gemäldegalerie, zu dem in normaleren Zeiten die Welt, zumindest die, die sich das leisten konnte, pilgerte. Dass auch die restliche (internetangebundene) Welt das jetzt zumindest virtuell kann, ist eine der wenigen positiven Entwicklungen pandemischen Stillstands.

Das KHM digitalisierte mit finanzieller Unterstützung von „Visit Flanders“ den ganzen Bruegel-Saal und stellte ihn vor kurzem auf seiner Seite als neues, virtuelles 3-D-Erlebnis online. Mit ein paar Klicks nur steht man schon mitten drinnen, kann sich von Bild zu Bild und in die Bilder hinein bewegen, Informationen dazu sind auf Deutsch, Englisch, Niederländisch, Chinesisch, Japanisch und Russisch abrufbar.

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