Leitartikel

Draghi ist der richtige Mann zur richtigen Zeit, aber nicht Superman

Italiens neuer Premier Mario Draghi.
Italiens neuer Premier Mario Draghi. REUTERS
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Italiens neuer Premier ist die beste Wahl, um einen sinnvollen Plan für die EU-Gelder zu garantieren. Doch noch größere Wunder darf man nicht erwarten.

Italien schafft es wieder, alle zu überraschen. Plötzlich hat das von Dramen, politischen Kapriolen und Achterbahnfahrten gezeichnete Krisenland eine Regierung aus dem Hut gezaubert, die Kompetenz und Zuversicht ausstrahlt: Das Team von Ex-EZB-Chef Mario Draghi beruhigt das EU-Establishment, lässt Finanzmärkte aufatmen. Und abgesehen von vereinzelten internen Murren präsentieren sich Italiens zerstrittene Parteien in nahezu irrealer Eintracht: Sogar Anti-Establishment-Kämpfer à la Matteo Salvini oder Beppe Grillo können es gar nicht erwarten, mit Banker Draghi zu arbeiten.

Freilich trüben Zweifel die Euphorie: Man muss kein politisches Orakel sein, um zu prophezeien, dass die derzeitige Eintracht nicht lang währen wird und im Parlament schon bald Blockaden von der einen oder anderen Seite drohen. Ein Reform-bremsender Dauerwahlkampf prägt seit Jahrzehnten den politischen Alltag in Italien, wo Regierungen eine durchschnittliche Lebenserwartung von 14 Monaten haben. Skeptisch sind einige Experten zudem, dass ausgerechnet „What-ever-it-takes-Supermario“ das tief verschuldete Euroland und die teuren EU-Corona-Hilfs-Milliarden managen wird: Hat doch Draghi als EZB-Chef in der Finanzkrise eine Bazooka nach der anderen geladen und Staatsanleihen gekauft. Der Architekt des „Quantitative Easing“ gilt als Vertreter neo-keynesianischer Schulen.

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