Auch das war Sparta, im Mythos: Leda, die Gattin von König Tyndareos (Stich nach F. Żmurko).
Geschichte

Wie spartanisch war Sparta wirklich?

Freies Athen, totalitäres Sparta: Gegen dieses übliche Bild kämpften Feministinnen, Freunde der freien Liebe und Kommunisten an. Die italienische Rechtshistorikerin Eva Cantarella rückt nun in „Sparta e Atene“ alle Mythen zurecht.

Jeden Abend gab es schwarze Suppe. Jeden Abend saßen die Männer von Sparta in Zelten zusammen, wie im Krieg, und löffelten einen Eintopf aus geronnenem Schweineblut und gekochtem Schweinefleisch, mit Essig versetzt. Den übrigen Griechen grauste vor der Speise. Einer scherzte: Seit er davon gekostet habe, wisse er, warum die Spartaner so gern in den Tod gehen. Hitler hingegen meinte, die Norddeutschen könnten stolz darauf sein, mit der „Schwarzsauer“ einen fernen Abkömmling des Leibgerichts der tapfersten Krieger der Geschichte auf ihrem Menüplan zu haben. Aber vielleicht schmeckte die Blutsuppe ja? Später, nach dem Ende Spartas als Militärmacht, wurde sie als Delikatesse exportiert.

Das kulinarische Aperçu zeigt: Wir wissen bis heute nicht, was wir vom berüchtigten Stadtstaat im Süden der Peloponnes halten sollen. Weil seine Bewohner fast nichts aufgeschrieben haben, und alles, was wir von ihnen zu wissen meinen, aus den Federn ihrer Todfeinde stammt, der Athener. So entstand der streng dichotomische Mythos: hier Athen, der Hort der Freiheit und Demokratie, der Leuchtturm, der uns Abendländer zu Wissenschaft, Kunst und Philosophie geleitet hat – und dort Sparta, ein Gemeinwesen wie eine Kaserne, wo das Individuum nichts und der Staat alles war, die Blaupause für alle totalitären Schreckensherrschaften, die noch folgen sollten.

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