Sanierung

Steinhoff flüchtet unter niederländischen Schutzschirm

Die frühere Kika-Leiner-Mutter hat nach dem Bilanzskandal Klagen in Milliardenhöhe am Hals und sucht Schutz vor den Gläubigern.

Der skandalgebeutelte Handelsriese Steinhoff will den Streit mit seinen Gläubigern über ein niederländisches Schutzschirmverfahren beilegen. Das Unternehmen werde für seine börsennotierte niederländische Holding so bald wie möglich einen Zahlungsaufschub beantragen, teilte Steinhoff in der Nacht zum Montag mit. Auf diese Weise sollten die zahlreichen Klagen und Rechtsstreitigkeiten mit Aktionären und Gläubigern beigelegt werden. Das operative Geschäft sei davon unberührt. Ähnlich wie beim deutschen Schutzschirmverfahren gewährt das niederländische Verfahren einem Unternehmen für eine gewisse Zeit Schutz vor den Gläubigern. Mit einer rechtzeitigen Einigung lässt sich dann ein reguläres Insolvenzverfahren abwenden.

Steinhoff hatte im Oktober einen Vergleich vorgeschlagen, nach dem von einem milliardenschweren Bilanzskandal geschädigte Aktienkäufer und Geschäftspartner mit rund 900 Millionen Euro in bar und in Aktien der afrikanischen Einzelhandelstochter Pepkor abgefunden werden sollten. Die Klagen summierten sich auf gut sieben Milliarden Euro. Nicht alle Gläubiger wollten sich aber auf den Vergleich einlassen. Laut Steinhoff bietet nun die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte an, sich mit bis zu 70 Millionen Euro daran zu beteiligen - "ohne Haftung für die Kursverluste zu übernehmen". Der Großteil soll an die Aktionäre gehen. Deloitte hatte die manipulierten Bilanzen über Jahre hinweg testiert.

Vor drei Jahren musste das südafrikanische Unternehmen mit deutschen Wurzeln einräumen, dass in der Bilanz mehr als sechs Milliarden Euro fehlten. Die ehemalige Führung des Unternehmens, das an der Börse zeitweise mehr als 20 Milliarden Euro wert war, hatte Umsätze durch Scheingeschäfte aufgebläht und so Verluste vertuscht. Seither arbeitet die neue Führung daran, die Finanzen zu ordnen und Steinhoff auf den gesunden Kern zurückzuschneiden. Töchter in Europa wie die Beteiligungen an den "Poco"- Billigmöbelmärkten in Deutschland, den österreichischen "Kika"- und "Leiner"-Möbelhäusern sowie der französischen Möbelkette "Conforama" wurden verkauft.

(Reuters)

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