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Bumble-Gründerin Whitney Wolfe Herd: Wer ist die junge Milliardärin?

FILE PHOTO: Bumble founder and CEO Whitney Wolfe Herd sits for a portrait in the Manhattan borough of New York City
FILE PHOTO: Bumble founder and CEO Whitney Wolfe Herd sits for a portrait in the Manhattan borough of New York CityREUTERS
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Bumble-Gründerin und CEO Whitney Wolfe Herd wird durch den Börsengang ihres Unternehmens Milliardärin. Im Alter von 31 Jahren. Vor dem großen Erfolg war die ehemalige Tinder-Managerin allerdings ganz unten.

Mit einem Kursplus von 77 Prozent auf 76 Dollar (62,67 Euro) debütiert die Dating-App Bumble vergangene Woche an der Wall Street. Der Anbieter hat 50 Millionen Anteilsscheine zu je 43 Dollar ausgegeben. Das besondere an Bumble ist, dass dort Frauen den ersten Schritt machen. Und dass das Unternehmen, anders als viele andere Startups, in weiblicher Hand ist: Gründerin und Chefin Whitney Wolfe Herd ist erst 31 Jahre alt. Wer ist die neue Selfmade-Milliardärin aus den USA?

Bei der Entwicklung von Dating-Apps hat Wolfe bereits Erfahrung. In der Vergangenheit waren diese jedoch nicht immer positiver Natur. Die Tochter einer Hausfrau und eines Projektentwicklers wollte bereits in jungen Jahren die Welt zu einem besseren Ort machen. Nach Abschluss ihres Studiums reist Wolfe nach Asien, wo sie ehrenamtlich in Waisenhäusern arbeitete. Damals hatte sie für sich erkannt: Wer in dieser Welt etwas verändern will, der braucht Reichweite. Und diese bekommt man vor allem in der Tech-Industrie. Ihre nächste Station: Silicon Valley.

Wie aus „Matchbox” „Tinder” wurde

Wolfe bekommt von ihrem entfernten Bekannten Sean Rad ein Jobangebot: Marketing für eine Konsumentenzufriedenheits-App. Sie sagt zu, aus der App wird jedoch nichts. Ein Nebenprojekt Rads, das er gemeinsam mit seinen Kollegen Chris Gulczynski und Justin Mateen startete, entwickelt sich dafür immer besser: Die Dating-App mit dem Arbeitstitel „Matchbox”. Sie sollte den amerikanischen Dating-Markt revolutionieren.

Dem „Telegraph” zufolge ist es Whitney Wolfe Wolfe selbst, die der App ihren heutigen Namen „Tinder” gibt. Sie wird Vize-Marketingchefin und findet bei Tinder auch ihr privates Glück: Mitbegründer Justin Mateen. Doch das Glück – beruflich und privat – ist nur von kurzer Dauer. Nach einem Jahr Beziehung trennt sich das Paar.

Tinder wird Wolfe Herd zum Verhängnis

Schenkt man den Aussagen von ehemaligen Arbeitskollegen Glauben, soll es im Büro zu Streitereien zwischen Wolfe und Mateen gekommen sein. Mateen soll Wolfe mehrmals „Schlampe” genannt haben. Nachrichten ihres Ex-Freundes, die Wolfe gespeichert hat, zeugen von Wut und Eifersucht. Der Streit weitet sich aus. Sean Rad, Tinder-CEO und Justin Mateens bester Freund, spricht Whitney Wolfe das Recht ab, sich Mitbegründerin von Tinder nennen zu dürfen. Das sei sie nie gewesen, man habe ihr den Titel nur verliehen, um ihr Auftreten in der Öffentlichkeit und in ihrer Marketingarbeit zu stärken.

Laut Wolfe hätten ihr Mateen und Rad gesagt, eine Frau als Mitbegründerin zu nennen, würde die Glaubwürdigkeit des Unternehmens senken. Schließlich hätten andere Tech-Konzerne wie Google oder Facebook auch keine Frauen in ihren Gründungsteams. Nach zwei Jahren verlässt Wolfe Tinder schließlich. „Aus freiem Willen”, heißt es von Mateen und Rad. Wolfe sagt, sie wurde „herausgemobbt”.

Im Silicon Valley glaubt man Rad und Mateen. In der Branche hält man Wolfe für eine Wichtigtuerin und Nutznießerin. Auch einige Medien springen auf den Zug auf, im Internet sind ähnliche Beiträge zu finden. In dieser Zeit habe sie geglaubt, nie wieder eine Karriere haben zu können, so Wolfe. Bald musste auch Mateen Tinder verlassen, die beiden einigten sich außergerichtlich.

Start von Bumble

Wolfe möchte nach ihren schlechten Erfahrungen das Internet zu einem besseren Ort machen. Sie lässt das Kapitel „Tinder” hinter sich und launcht 2014 ihre eigene App: Bumble. Unterstützung bekommt sie dabei vom russischen Milliardär Andrey Andreev.

Bumble ist ursprünglich als Networking-App geplant. Aufgrund ihrer Vergangenheit ist Wolfe die Lust auf Dating-Apps eigentlich vergangen. Andreev kann sie allerdings davon überzeugen, mit einem neuen Ansatz alte Strukturen aufzubrechen. Denn auf „Bumble” machen die Frauen den ersten Schritt: Landen zwei aneinander interessierte Nutzer einen Treffer, können nur Frauen die erste Nachricht versenden. Danach funktioniert Bumble wie die anderen bekannten Dating-Apps. Und sie funktioniert erfolgreich: Nach Tinder ist Bumble die Nummer zwei am Dating-App-Markt.

Glatt lief dennoch nicht alles: Denn auch ihr Geschäftspartner Andreev, Gründer der Dating-App Badoo, sah sich mit Anschuldigungen wegen Sexismus und Rassismus konfrontiert. Wolfe beteuerte, dass er sich ihr gegenüber immer respektvoll verhalten habe. Er zog sich schließlich dennoch aus ihrem Unternehmen zurück und verkaufte seine Anteile.

"Internet der Frauen"

Durch den erfolgreichen Börsengang ihres Unternehmens wurde Whitney Wolfe Herd im Alter von 31 Jahren zur Milliardärin. Und zur jüngsten weiblichen CEO eines Börsenunternehmens. 82 Prozent der Angestellten sind Frauen, ebenso die gesamte Geschäftsleitung. In Zukunft möchte sich Wolfe weiter feministisch engagieren. Sie will ein „Internet für Frauen”: Eine digitale Welt, in der Gleichberechtigung, Respekt und Rücksichtnahme vorherrschen. Eine digitale Welt, in der man sich sicher fühlt und keine Angst vor Hass und Diskriminierung haben muss. Dazu brauche es allerdings neue Gesetze.

(ham)

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