Weil der Widerstand gegen den Militärputsch nicht abebbt, setzt das Regime auf Eskalation: Es lässt Panzer auffahren, schickt eine berüchtigte Infanterieeinheit und in Zivil gekleidete Männer mit Luftdruckgewehren.
Der Panzer rollt. Oder besser gesagt: Er sollte, aber will nicht so richtig. Das tonnenschwere Gefährt ist einfach mitten auf einer Straße der burmesischen Fünf-Millionen-Einwohner-Stadt Yangon stehen geblieben. Der Verkehr schlängelt sich daran vorbei, es gibt ein wütendes Hupkonzert. Zwei Soldaten steigen aus, versuchen missmutig, das marode Fahrzeug wieder in Gang zu kriegen. So ist es auf einem Video zu sehen, das ein Burmese am Montag online gestellt hat. „Sollen wir anschieben?“, ruft ein Passant. „Wenn man Fahranfänger ist, sollte man die Innenstadt meiden“, feixt ein anderer und lacht lauthals. Es ist wohl nicht die Reaktion, die sich die Generäle erhofft hatten, als sie Panzer in die größten Städte des Landes befahlen.
Seit mehr als einer Woche gehen in Burma (Myanmar) in mehreren Städten Hunderttausende Menschen gegen das Militärregime auf die Straßen. Etliche verweigern dem Staatsverwaltungsrat – so nennt das Militär seine Übergangsregierung – den Dienst: Ärzte, Lehrer, zuletzt Banker oder Arbeiter eines Wasserkraftwerks. Auch einzelne Polizisten haben die Seiten gewechselt. Sie protestieren damit gegen den Militärputsch von Anfang Februar, in dessen Verlauf die Polit-Ikone und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi festgenommen worden ist. Ihr soll nun ausgerechnet wegen des Besitzes von Walkie-Talkies der Prozess gemacht werden. Die erste Verhandlung ist für Mittwoch anberaumt, Suu Kyi wird über Video aus dem Hausarrest zugeschaltet.