Fidel Castros Kritik am kubanischen Modell ein Scherz?

Fidel Castro, Katiuska Blanco
Fidel Castro, Katiuska Blanco(c) AP (Omara Garcia)
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Fidel Castro nennt seine Aussage, dass "das kubanische Modell nicht einmal mehr für Kuba" funktioniert einen "falsch verstandenen Scherz". Er behauptete, vielmehr das kapitalistische Modell gemeint zu haben.

Kubas Revolutionsführer Fidel Castro hat seine eigene Kritik am kommunistischen System in seinem Land als falsch verstandene Ironie bezeichnet. Seine Interview-Äußerung, das kubanische Modell funktioniere "nicht einmal mehr für uns", sei falsch interpretiert worden, sagte der 84-Jährige am Freitag in Havanna. Er habe "genau das Gegenteil" gemeint, sein US-Interviewpartner aber habe seine Aussage "wörtlich" genommen.

Gemeint war kapitalistisches System

"Wie die ganze Welt weiß, ist meine Idee, dass das kapitalistische System nicht mehr funktioniert, weder für die USA noch den Rest der Welt", führte Castro bei der Vorstellung des zweiten Bands seiner Autobiographie weiter aus. "Wie soll ein solches System dann für ein sozialistisches Land wie Kuba funktionieren?"

Castro hatte in einem dreitägigen Interview mit dem US-Magazin "The Atlantic" auf die Frage, ob das kubanische System immer noch exportwürdig sei, geantwortet, das "Modell funktioniert nicht einmal mehr für uns". Es amüsiere ihn nun zu sehen, dass die Ironie offensichtlich nicht verstanden worden sei, sagte er am Freitag.

"The Atlantic" bleibt bei Interpretation

Zur Sicherheit hatte die Zeitschrift "The Atlantic" bei dem Interview die Kuba-Expertin des US Council on Foreign Relations (CFR), Julia Sweig, hinzugezogen. Sweig beharrte am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP auf der Interpretation der Zeitschrift: Castro habe "nicht gescherzt, und als ich ihn das sagen hörte, dachte ich, er meint, dass das Wirtschaftsmodell nicht mehr funktioniert - nicht die Revolution, die sozialistische Gesinnung, der Unabhängigkeitswillen - nur das Modell", sagte sie. "Als er sagte, 'Oh, das Modell funktioniert nicht einmal mehr für uns', bezog er sich geradezu auf dieses fast schon zum Fetisch erhobene Modell", sagte sie weiter.

Spekulationen um Öffnung Kubas

Castros Äußerungen hatte weltweit Aufsehen erregt. In Kommentaren wurde darüber spekuliert, er wolle möglicherweise den Kurs seines Bruders Raúl in Richtung einer vorsichtigen Liberalisierung der Wirtschaft unterstützen.

Seit seinem Rückzug von der Staatsführung wegen einer Darmoperation vor vier Jahren hatte sich Castro lange Zeit nicht in der Öffentlichkeit gezeigt, in den vergangenen Wochen mehrten sich jedoch seine Auftritte. Sweig bekräftigte, bei den Gesprächen habe er sich "in guter Form und witzig" gezeigt.

(Ag.)

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