Stadtbild

Wenn ein leerer Rahmen Kunst genug sein muss

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Von Plattenbau-Verschönerungen der Vergangenheit – und was ihnen heute widerfährt.

Bernoullistraße 6, Stiege 41, Wien Donaustadt. Ein leerer Rahmen auf grauer Hauswand: Was mag er uns besagen? Will er uns ans Ende aller Kunst verweisen? Oder der schlichten Schönheit einer grauen Wand zu längst gebührender Aufmerksamkeit verhelfen? Je nun, so viel ästhetischer Tief- und Hintersinn ist kaum zu erwarten, wo der Verantwortliche Wiener Wohnen heißt.

Der Reihe nach: Der Bundesländerhof, Bernoullistraße 4–8, zählt zu jenen Plattenbauten der Sechziger- und Siebzigerjahre, deren serieller Monotonie die städtischen Errichter via Kunst eine Ahnung von Individualität entgegensetzen wollten. Häufigstes Mittel: von Künstlerhand gestaltete Hauszeichen, Mosaike, Keramikreliefs oder auch Email- und Metallarbeiten, die an Stiegenzugängen Anonymität und Verwechselbarkeit abhelfen sollten. Dass dadurch gleichzeitig einer ohnehin nicht reich bedachten Nachkriegskünstlerszene Geld in die Kassen gespült wurde, war ein erfreulicher Nebenaspekt.
Ein halbes Jahrhundert später ist von so hehrem Kultur-für-alle-Impetus bei den städtischen Hausverwaltern nichts zu spüren. Was mit dem Hauszeichen im gegenständlichen Fall, einem Mosaik der Keramikkünstlerin Elisabeth Eisler (1920–1976), geschehen sei, erläutert Wiener Wohnen wie folgt: Generell werde vor der Sanierung einer Wohnhausanlage gemeinsam mit Bundesdenkmalamt, MA 7 (Kultur) und MA 19 (Architektur) geprüft, ob und wie vorhandene „Kunstwerke bei der Sanierung erhalten bleiben können“. Und jenes Mosaik konnte offenbar nicht erhalten bleiben: Im Zuge einer Sanierung sei es vor Jahren „abgenommen“ worden. Punkt.

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