Morgenglosse

Die Frau als Dekoration

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FILES-OLY-2020-2021-TOKYO-MORIAPA/AFP/POOL/KIM KYUNG-HOON
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Japans Regierungspartei lädt Frauen jetzt ein, an ihren Führungstreffen teilzunehmen. Solange sie schweigen.

Männer, wir haben ein Problem, dürften sich die führenden Herren der Liberaldemokratischen Partei Japans gedacht haben, als einer der Ihren in einem Land, das nicht unbedingt für die gesellschaftliche Gleichstellung der Geschlechter berühmt ist (Japan rangiert auf Platz 121 von 153 im „Gender Gap“-Index des Weltwirtschaftsforums), eine Sexismusdebatte vom Zaun brach.

Der Auslöser, ein Sager des Chef-Olympiaorganisators und Ex-LDP-Premiers, Yoshirō  Mori, ging in etwa so: Sitzungen mit Frauen zögen sich immer so in die Länge, weil Frauen Probleme hätten, beim Reden auf den Punkt zu kommen. Eigentlich solle man schauen, ihre Redezeit zu beschneiden. Mori musste deshalb zurücktreten, was an sich schon bemerkenswert ist. So etwas passiert selten in Japan.

Umso bemerkenswerter ist es, was die Partei sich zur Lösung der Krise ausgedacht hat. Sie setzte de facto um, was Mori ausgesprochen hatte. Künftig dürfen bei Sitzungen der LDP-Führungsriege - bestehend nur aus Männern - Frauen dabei sein. Fünf an der Zahl. Sie sollen zuschauen. Reden dürfen sie nicht. Maximal schriftlich eine Stellungnahme im Sekretariat abgeben, danach.

Was wie ein Witz klingt, ist keiner, und es zeigt, dass Japans aktuelle Führung Frauen keine Rolle in der Demokratie zuspricht. Von 21 Kabinettsmitgliedern der Regierung Yoshihide Sugas sind zwei Frauen; das Land war trotz seiner komplexen soziokulturellen Strukturen schon einmal weiter in Sachen Beteiligung. Die LDP argumentiert, dass durch die Einladung zu den Parteisitzungen Frauen nun erlaubt werde, Entscheidungsprozesse zu „sehen“. Und was sieht die Parteileitung in den Frauen, die schweigend bei Sitzungen dabei sein dürfen? Wahrscheinlich weibliche Deko-Objekte.

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