Leitartikel

Darf man Verständnis dafür haben, dass nun mehr gepfuscht wird?

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Symbolbild(c) Getty Images (Naomi Baker)
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Die Schwarzarbeit ist stark gestiegen. Offensichtlich wollen sich nicht alle Menschen auf den Staat verlassen. Über Moral und Gerechtigkeit in der Krise.

Seit gestern ist es amtlich: Die Kurzarbeit wird um weitere drei Monate verlängert. Und zwar ohne nennenswerte Einschränkungen. So sehr dieser Schritt für geschlossene Branchen wie den Tourismus oder den Kulturbereich nötig ist, so bedenklich ist dies für andere Wirtschaftszweige. Denn Sinn und Zweck der Kurzarbeit ist es eigentlich, den Menschen eine Perspektive und den Unternehmen Planungssicherheit zu geben. Davon kann mittlerweile keine Rede mehr sein. Für immer mehr Mitarbeiter wird die Kurzarbeit zu einer psychischen Belastung. „Die Leute wollen arbeiten“, sagt so ziemlich jeder Unternehmer. Und die Leute reagieren auf unterschiedliche Art auf diese Entwicklung.

Friedrich Schneider ist einer der wenigen Ökonomen, die sich intensiv mit dem Phänomen Schwarzarbeit beschäftigen (>> zum „Presse"-Interview). Jahr für Jahr veröffentlicht er seine Pfuscher-Statistik. Und stetig steigt die Steuermoral in Österreich. Es wird immer weniger gepfuscht. So war es zumindest bis vor einem Jahr. Mit zunehmendem Wohlstand hat die Zahl jener abgenommen, die sich etwas dazuverdienen wollen oder gar müssen. Und im Laufe der Jahre ist auch die Polsterung des Sozialstaates nahezu perfektioniert worden.

Gleichzeitig hört man immer öfter, dass der soziale Aufstieg bei uns vergleichsweise schwierig ist. Fürs persönliche Weiterkommen sind nämlich die anderen, ja das System, verantwortlich. Beziehungsweise sind diese schuld am Nicht-Weiterkommen. Heute ist Corona schuld.

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