Vor einem Sondergericht, einer Art Versöhnungs- und Wahrheitskommission, müssen sich Führer der Rebellenorganisation Farc für Geiselnahmen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten. Den Angeklagten droht keine Haft, wenn sie ihre Untaten einräumen.
Nach jahrelanger Ermittlungsarbeit beginnt in Kolumbien die gerichtsmäßige Aufarbeitung der Verbrechen der Farc (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia). Ende Jänner klagte die Justiz die ehemalige Führungsriege der linken Guerillaorganisation an. Dabei geht es um Entführungen von Zivilpersonen und Uniformierten. Diese Geiselnahmen gehörten in den drei Jahrzehnten zwischen 1982 und 2012 zu den systematisch angewandten Praktiken der Rebellen, die mit den Lösegeldern ihren Kampf zum Teil finanzierten.
Jahrelang versetzten die Entführungen die Bevölkerung in panische Angst. Der Überlandverkehr war hochriskant, nachdem die Farc mit Straßensperren ihre „wundersamen Fischzüge“ perfektionierten. Die Verschleppten mussten vielfach jahrelang zwischen Urwaldverstecken pendeln und waren dabei Hunger, Durst, miserabler Hygiene, körperlicher sowie sexueller Gewalt und unzähligen psychischen Verwundungen ausgesetzt. Einige Militärangehörige blieben gar 14 Jahre lang verschollen.